Essen. Der mit Ikea verbundene Handwerker- und Aufbau-Service TaskRabbit will in Deutschland durchstarten – auch mit Dienstleistungen am Sonntag.
Der mit Ikea verbundene Handwerker- und Aufbau-Service TaskRabbit will auf dem deutschen Markt durchstarten – auch mit Arbeit am Wochenende. „Wir sind 24 Stunden am Tag verfügbar“, betont TaskRabbit-Europachefin Begüm Zarmann (37) im Gespräch mit unserer Redaktion. „Es soll auch möglich sein, dass heute gebucht wird und morgen der Service kommt, auch am Sonntag. Das war uns sehr wichtig.“ Der Service könne sogar an Heiligabend gebucht werden. „Es gibt da keine Ausnahmen, wir sind da, wenn der Kunde uns braucht.“ Der Ikea-Mutterkonzern Ingka Group hatte TaskRabbit im Jahr 2017 übernommen. Das Unternehmen betreibt einen digitalen Marktplatz für Haus- und Heimwerkerarbeiten. Kunden können über die Vermittlungsplattform sogenannte Tasker buchen, die beispielsweise Möbel aufbauen, beim Umzug helfen oder Reparaturen am Haus oder im Garten erledigen. Mittlerweile ist TaskRabbit bundesweit auch in den Ikea-Filialen präsent und bietet zu Festpreisen einen Aufbauservice für Möbelstücke wie Billy-Regale oder Pax-Kleiderschränke an. Im Interview mit unserer Redaktion spricht Begüm Zarmann über die Expansionsziele.
Frau Zarmann, Ikea steht für Möbel, die noch nicht zusammengebaut sind. Der Ikea-Mutterkonzern Ingka Group will nun über die Firma TaskRabbit, die Sie in Europa leiten, auch mit der Montage Geld verdienen. Hat das klassische Ikea-Prinzip etwa ausgedient?
Zarmann: TaskRabbit ist ein eigenständiges Unternehmen, auch wenn wir mit Ikea zusammenarbeiten. Aber klar, unsere Kunden und auch die gemeinsamen Kunden, verändern sich. Auch ich bin mit dem Ikea-Konzept aufgewachsen: Im Laden wird gekauft und zu Hause aufgebaut. Wir stellen aber fest, dass einige Menschen umdenken, sie gehen anders als früher mit ihrer Zeit um, da sie mehr Flexibilität anstreben.
Wie ist das bei Ihnen persönlich?
Zarmann: Ich bin eine alleinstehende Mutter mit einer achtjährigen Tochter. Wenn ich mal Freizeit habe, verbringe ich die Zeit lieber mit meiner Tochter und weniger mit den Arbeiten rund ums Haus. Ich denke, vielen Kunden geht es so wie mir, sie möchten sich bewusst aussuchen, wie sie sich ihre Zeit einteilen. Sie möchten sich aussuchen, was sie machen möchten. Dann kommen wir mit TaskRabbit ins Spiel.
Die Menschen, die ihre Dienstleistungen auf der Plattform von TaskRabbit anbieten, nennen Sie „Tasker“. Was verbirgt sich dahinter?
Zarmann: Unser Ursprungsgedanke lautet: Nachbarn helfen Nachbarn. Die einen benötigen Hilfe bei einer Aufgabe. Das Gegenüber sagt: Ich kann das machen. Grundsätzlich ist uns auch jeder willkommen – vom Studenten über den Frührentner bis zum professionellen Handwerker.
Welche Motivation treibt Menschen, die sich bei Ihnen registrieren?
Zarmann: Die Motivation ist ganz unterschiedlich. Wir haben beispielsweise Menschen auf unserer Plattform, die Geld dazuverdienen wollen, wenn ihre Kinder in der Schule sind. Andere möchten nur zwei Monate im Jahr arbeiten, um sich den Sommerurlaub zu finanzieren. Bei uns melden sich auch Frührentner, die ein bisschen unter Menschen kommen wollen. Oft sind es auch Handwerker, die mit unserer Hilfe ihre Bücher füllen. Manchmal gehen Tasker auch einfach nur für andere Menschen einkaufen. Das war in der Pandemie ein beliebter Service.
Die Tasker sind nicht bei Ihnen angestellt, arbeiten also auf eigenes Risiko.
Zarmann: Wir sind eine Plattform und kein Arbeitgeber. Der Kern unserer Tätigkeit ist das Vermitteln – und diesen Service einfach und schnell zu machen. Wir wollen flexible, faire Einkommensmöglichkeiten bieten. Als unabhängige Arbeitskräfte legen die Tasker ihre Preise und Verfügbarkeit selbst fest und nehmen 100 Prozent ihres Lohns – inklusive Trinkgeld – mit nach Hause. In Deutschland liegen die Durchschnittseinnahmen der Tasker bei 27,50 Euro pro Stunde. Wir erhalten als Vermittler eine Gebühr von Kundenseite.
Aber bezahlt werden die Tasker – zumindest beim Aufbau von Ikea-Möbeln – für erledigte Aufgaben.
Zarmann: Das ist beim Ikea-Programm so, da gibt’s es einen Fixpreis pro Möbelstück. Bei anderen Tasks gibt es einen vom Tasker festgelegten Stundenlohn. Für Tasker und Auftraggeber gibt es vollständige Transparenz.
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In Deutschland sind Sie zunächst im Rhein-Ruhr-Gebiet und Berlin an den Start gegangen – im Jahr 2019. Sind Sie in diesen Regionen auch besonders weit beim Aufbau der Organisation?
Zarmann: Das Rhein-Ruhr-Gebiet ist unsere wichtigste Region. Hier haben wir im bundesweiten Vergleich die meisten Buchungen – gefolgt von Berlin. Ich wollte gerne hier anfangen, weil ich NRW gut kenne. Ich komme aus Krefeld, bin hier geboren und aufgewachsen – als zweite Generation einer Einwanderungsfamilie aus der Türkei.
Ihr Geschäftsprinzip lebt davon, möglichst viele Menschen auf Ihrer Plattform zu haben. Wie viele potenzielle Arbeitskräfte haben Sie bereits registriert?
Zarmann: Rund 23.000 Tasker haben wir bereits. In den nächsten zwei, drei Jahren möchten wir weitere 50.000 bundesweit hinzugewinnen. Jetzt geht es um Wachstum.
Welchen Anteil hat die Rhein-Ruhr-Region?
Zarmann: Im Rhein-Ruhr-Gebiet haben wir derzeit mehr als 7000 Tasker. Auch hier planen wir eine Verdoppelung oder Verdreifachung in den nächsten zwei bis drei Jahren.
Sie treten durchaus in Konkurrenz zu etablierten Handwerksbetrieben. Hat Ihnen das schon Ärger eingebracht?
Zarmann: Nein, wir sehen uns als Ergänzung zum Handwerk, nicht als Konkurrenz. Es geht bei uns auch nicht so sehr um das, was Fachbetriebe anbieten, sondern oft um alltägliche Dinge, die jemand eventuell auch selbst machen könnte, aber nicht machen will: Zu einem neuen Bett im Kinderzimmer sollen beispielsweise frisch gestrichene Wände kommen – oder zu den Gartenmöbeln ein gemähter Rasen. Beispielsweise helfen wir auch beim Umzug.
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Was gibt den Kunden Sicherheit? Die Tasker sind schließlich nicht bei Ihnen angestellt.
Zarmann: Wir überprüfen die Identität unserer Tasker. Wir sorgen für eine sichere Zahlungsabwicklung. Und wir geben ein Zufriedenheitsversprechen. Falls etwas schiefgeht, kümmern wir uns darum. Eine große Rolle spielen auch die Bewertungen auf unserer Plattform, die wir weder beeinflussen noch filtern.
Aus der Welt von Amazon kennen viele Kunden, dass Sie rund um die Uhr auf Digital-Plattformen aktiv sein können. Ist das auch bei Ihnen so?
Zarmann: Ja. Wir sind 24 Stunden am Tag verfügbar. Es soll auch möglich sein, dass heute gebucht wird und morgen der Service kommt, auch am Sonntag. Das war uns sehr wichtig. Viele Tasker möchten auch am Wochenende arbeiten. Oft geht es ihnen ja darum, etwas dazuzuverdienen. Wir werden auch an Heiligabend gebucht. Es gibt da keine Ausnahmen, wir sind da, wenn der Kunde uns braucht.