Berlin. .

Die deutsche Autoindustrie ist nach einem Krisenjahr wieder obenauf und erwartet einen stabilen Aufwärtstrend.

Die deutsche Autoindustrie ist nach dem Krisenjahr 2009 wieder obenauf. „Wir erwarten einen stabilen Aufwärtstrend“, sagte der Präsident des Verbands der Automobilindustrie (VDA), Matthias Wissmann, am Donnerstag in Berlin. Im Inland wollen die Hersteller im kommenden Jahr 3,1 Millionen Neufahrzeuge ab­setzen, im Ausland 4,4 Millionen. Das wäre laut Wissmann eine neue Bestmarke.

Doch ohne den Export wäre die Laune der Branche nicht annähernd so gut. Knapp ein Viertel Autos mehr verkauften die deutschen Hersteller ins Ausland. Hier fällt vor allem die Kauflaune der Chinesen mit einem Plus von 30 Prozent ins Gewicht. Aber auch aus den USA meldet die Industrie einen kräftigen Aufwärtstrend. Der hilft indirekt auch Opel, weil die Mutter General Motors in ihrem Heimatmarkt nach dem geglückten Börsengang enorm zugelegt hat. Doch auch im Inland ist der erwartete Einbruch nach dem Auslaufen der Abwrackprämie nicht mehr so schlimm wie noch zu Jahresbeginn.

Chinesen fahren auf deutsche Autos ab

Tatsächlich sind es vor allem die Premiumhersteller, die vom Aufschwung profitieren. Sie konnten ihre Verkaufszahlen im schwächelnden Heimmarkt stabil halten und rasten im Ausland von Rekord zu Rekord. Die neue chinesische Oberschicht fährt am liebsten deutsche Oberklasse. Mercedes konnte in den ersten zehn Monaten dieses Jahres mehr als doppelt so viele Autos im Reich der Mitte verkaufen als im Vorjahreszeitraum (siehe Grafik). Auch BMW (+88 Prozent) und Audi (+55 Prozent) verzeichnen traumhafte Steigerungsquoten. In den USA legten alle deutschen Topmarken ebenfalls im zweistelligen Prozentbereich zu.

Ob VW sein Ziel erreicht, in den kommenden Jahren Toyota als weltgrößten Autobauer zu entthronen, wird sich ebenfalls in China entscheiden. Es ist schon jetzt der mit Abstand größte Markt für Volkswagen. 1,6 Millionen Autos verkauften die Wolfsburger dort von Januar bis Oktober. Nur mal so zum Vergleich: das sind dreimal so viele wie die in Deutschland verkauften VW.

Deutsche Hersteller drängt es ins Ausland

Entsprechend verschieben sich auch die Produktionsschwerpunkte der deutschen Hersteller: Erstmals in ihrer Geschichte bauen sie laut Wissmann mehr Autos im Ausland als daheim. So werden 2010 rund 5,7 Millionen deutsche Fabrikate in ausländischen Werken gefertigt, 5,5 Millionen in Deutschland.

Dieser Trend dürfte sich noch verstärken. Automobilexperte Ferdinand Dudenhöffer rechnet für 2011 mit einem weltweiten Rekordabsatz von 62,6 Millionen Pkw. Die größten Wachstumsmärkte sind China und die USA, wo laut Prognose jeweils mehr als zwölf Millionen Autos verkauft werden. Umso mehr lohnt es für die Hersteller, in dortige Werke zu investieren.

Auch deshalb sorgt der Aufschwung hierzulande bisher nicht für mehr Beschäftigung. Im Gegenteil: 714 000 Arbeitnehmer zählen derzeit zur Stammbelegschaft der Autobauer und Zulieferer. 40 000 weniger als zu Spitzenzeiten. Zu kämpfen haben Hersteller, die ihre Autos vor allem in Deutschland und Westeuropa verkaufen. Denn nach den staatlichen Prämien des Krisenjahres wurden Opel und Ford ihre Klein- und Mittelklassewagen kaum noch los. Um je ein Drittel brachen ihre Absätze in Deutschland ein.