Essen. .

Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) hat Vorwürfe des Essener Baukonzerns Hochtief zurückgewiesen, wonach die Bundesregierung das Unternehmen bei der drohenden Übernahme im Stich lasse.

„In der sozialen Marktwirtschaft ist es grundsätzlich nicht die Rolle des Staates, die Eigentümerstruktur einzelner Unternehmen zu beeinflussen“, sagte Brüderle. Firmenübernahmen seien normale wirtschaftliche Vorgänge. „Als offene und international extrem vernetzte Volkswirtschaft wollen wir möglichst keine Schutzzäune. Weder bei anderen noch bei uns“, sagte der FDP-Politiker.

Auch FDP-Finanzexperte Volker Wissing kritisierte die Forderungen der Konzernleitung. Es sei allgemein nicht Aufgabe des Staates, Übernahmen zu verhindern, sagte der Vorsitzende des Finanzausschusses im Bundestag am Mittwoch im ZDF-“Morgenmagazin“. Noch dazu könne nicht erwartet werden, dass die Regierung Fehler von Unternehmen ausbügele. Das deutsche Übernahmegesetz sei darüber hinaus nicht schlechter als in anderen Ländern, eine Änderung daher absolut nicht notwendig. „Wir wollen keine einzelnen Gesetze für einzelne Unternehmen machen“, betonte Wissing. Vielmehr müsse nach den Regeln der Marktwirtschaft ein „Fair play“ für alle gelten.

Zugleich warf der FDP-Politiker dem Baudienstleister erneut Versagen vor. Der schwache Aktienkurs des im MDAX notierten Konzerns spiegele nicht dessen Wert wider. Das sei ein großes Problem, da der beste Schutz gegen feindliche Übernahmen immer noch in einem hohen Aktienkurs bestehe. Vor diesem Hintergrund habe er Verständnis für die Lage der Hochtief-Beschäftigten, die unter der Schwäche der Geschäftsführung zu leiden hätten.

Die deutsche Wertpapieraufsicht BaFin hatte am Montag grünes Licht für das Kaufangebot des spanischen Baukonzern ACS gegeben. Damit hat Hochtief kaum noch Chancen, die Übernahme zu verhindern. Die Madrider ACS-Gruppe ist schon heute mit einem Anteil von knapp 30 Prozent größter Aktionär bei dem deutschen Unternehmen. In ihrem Übernahmeangebot bietet sie den Hochtief-Anteilseignern für jeweils fünf Aktien acht eigene Papiere. Hochtief hatte das deutsche Übernahmegesetz immer wieder als löchrig kritisiert und die Regierung vor diesem Hintergrund zum Handeln aufgefordert. Das Gesetz müsse den Regeln anderer europäischer Länder angeglichen werden, damit ACS eine deutlich höhere Hürde zu nehmen habe.