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Die Ruhrkohle AG (RAG) und RWE wollen gemeinsam die Kohlehalde Sundern bei Hamm-Pelkum als Standort für ein Kombinationskraftwerk aus Pumpspeicher und Windkraft entwickeln (WAZ 15. März 2010).
Bei dem weltweit einmaligen Pilotprojekt soll Windkraft Strom erzeugen und so das Wasser des Pumpspeicherkraftwerks von einem tiefer gelegenen Speicherbecken in das obere Becken pumpen. Der Höhenunterschied beträgt etwa 50 Meter. In Zeiten hoher Nachfrage wird das Wasser wieder abgelassen und erzeugt den benötigten Strom. Die Leistung des Werks soll zwischen 15 und 20 Megawatt liegen.
Dass die Konzerntöchter RAG Montan Immobilien und RWE Innogy gestern zunächst nur eine Absichtserklärung unterschrieben, hat seinen Grund: Die Idee, das Werk auf einem Abraumhügel zu errichten, steckt noch im Stadium der Vision. Nun prüfen Fachleute, wie die Chancen auf wirtschaftliche und technische Realisierung stehen.
Unter anderem untersuchen Experten die Standfestigkeit der Windkraftanlagen, ebenso wie die Abdichtung der Becken. Das Wasser des nahen Datteln-Hamm-Kanals könnte die beiden Seen füllen – das Speichervolumen beträgt rund 600 000 Kubikmeter. Und am Ende muss das Projekt selbstverständlich Gewinn abwerfen.
RWE-Innogy-Geschäftsführer Fritz Vahrenholt rechnet mit einer Gesamtinvestition von rund 60 Millionen Euro (50 Millionen für das Pumpspeicherwerk, zehn Millionen für die Windkraftanlagen). Und er hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Spätestens Ende 2014 soll das Kraftwerk in Betrieb gehen. Zwei Jahre plant er für die Bauphase ein, lediglich ein Jahr für die Genehmigungsphase. Man vertraue auf die neuen politischen Schwerpunkte der Landesregierung.
Außerdem: „Wir müssen auf Halden nicht in gewachsene Naturlandschaft eingreifen, das dürfte die Akzeptanz in der Bevölkerung deutlich steigern.“ Formiert sich Widerstand in Hamm, werde sich das Verfahren in die Länge ziehen. Doch dann, so Vahrenholt, müsse man die Frage stellen: Wenn das nicht geht, was geht dann noch?
RWE und RAG sind zuversichtlich, dass sauberer Strom von der Halde machbar ist, deshalb haben beide Unternehmen bereits weitere geeignete Standorte gesucht – und gefunden. Auf bis zu acht Halden könnten Pumpspeicherwerke rund 200 Megawatt Strom erzeugen.
Vahrenholt räumt ein, dass diese Menge nur ein Tropfen auf dem heißen Stein ist, sollte der Anteil der Windenergie an der Stromerzeugung bis zum Jahr 2030 auf rund 30 Prozent steigen. Dann läge die benötigte Speicherkapazität bundesweit um ein Vielfaches höher als die der Pumpspeicherwerke. „Wir brauchen jeden Tropfen, ansonsten stoßen wir mit dem Wachstum der erneuerbaren Energien schnell an natürliche Grenzen“, betonte Vahrenholt. Das Kraftwerk auf der Halde sei auch ein Signal, alle möglichen Standorte für Speichermöglichkeiten zu mobilisieren. Man sei an jedem Gelände mit Gefälle in Deutschland interessiert.
Schächte interessant
Für die RAG bietet sich mit dem Pilotprojekt vor dem Hintergrund des Kohleausstiegs 2018 die Möglichkeit, „grüne“ Perspektiven für die Zukunft zu entwicklen, so RAG-Vorstandsvorsitzender Bernd Tönjes. Halden, Schächte, Grundstücke oder Grubenwasser seien für die Erschließung erneuerbarer Energien bestens geeignet. Die RAG denkt laut Tönjes sogar über die Nutzung ihrer Schächte nach, doch das mache zurzeit wenig Sinn – noch.