Düsseldorf. .

Die Kluft zwischen starken und schwachen Regionen in Deutschland wird immer größer. Denn die wachstumsstarken Städte und Kreise vor allem im Süden und Südwesten der Republik eilen den restlichen Regionen wirtschaftlich immer weiter davon. Das ist ein zentrales Ergebnis des jetzt vorgestellten „Zukunftsatlas 2010“.

Für diesen hat das Schweizer Wirtschaftsforschungsinstitut Prognos für das „Handelsblatt“ die Zukunftsfähigkeit aller 412 deutschen kreisfreien Städte und Kreise untersucht.Das Ergebnis: Wenige Regionen, die vor allem in Bayern und Baden-Württemberg liegen, treiben den derzeitigen Konjunkturaufschwung in Deutschland voran. Sechs der sieben Städte und Kreise, denen Prognos „Top-Zukunftschancen“ attestiert, befinden sich in den beiden süddeutschen Bundesländern. Der siebte Spitzenstandort ist Frankfurt am Main.

„Insgesamt sind die starken Regionen erstaunlich gut durch die Wirtschaftskrise der vergangenen Jahre gekommen“, sagte Prognos-Geschäftsführer Christian Böllhoff. Über die mit Abstand besten wirtschaftlichen Perspektiven verfügt danach der Großraum München. Landkreis und Stadt München liegen auf den ersten beiden Plätzen des Rankings. Die Nachbarkreise Starnberg und Freising folgen auf den Plätzen 4 und 13. Die bayerische Landeshauptstadt gewann in den vergangenen fünf Jahren so viele Einwohner hinzu wie keine andere Region in Deutschland. Und zunehmend strahlt die wirtschaftliche Potenz auch in das Münchener Umland aus.

Düsseldorf schafft es in die zweitbeste Gruppe

Deutlich schlechter schätzen die Experten die Zukunftsaussichten im Norden und Nordwesten der Republik ein. So schaffte es nur eine einzige Stadt aus Nordrhein-Westfalen - die Landeshauptstadt Düsseldorf (Rang 10) - in die zweitbeste Gruppe der 30 Standorte mit „sehr hohen Zukunftschancen“. Auch aus Niedersachsen sind nur zwei Städte (Wolfsburg auf Platz 9 und Braunschweig auf Platz 22) in dieser Spitzengruppe vertreten.

Eher düster fallen die Prognosen für den Großteil Ostdeutschlands aus. Von den 53 Regionen, für die Prognos hohe oder sehr hohe Zukunftsrisiken sieht, liegen 48 in den neuen Bundesländern. Vor allem Flächenkreise abseits von Metropolen werden es in Zukunft noch deutlich schwerer haben, zeigt der Zukunftsatlas. Die rote Laterne unter allen 412 Städten und Kreisen in Deutschland geht in diesem Jahr an den Landkreis Demmin in Mecklenburg-Vorpommern. Doch gibt es auch Lichtblicke im Osten. Einige wenige Spitzenstandorte haben sich so gut entwickelt, dass sie inzwischen mit westdeutschen Metropolen auf Augenhöhe liegen. Das gilt vor allem für Jena (Platz 15) und Dresden (Platz 32), denen Prognos jeweils „sehr hohe Zukunftschancen“ bescheinigt.

Sinkende Bevölkerungszahlen in der Mehrheit der Regionen

Deutschlandweit schlägt für die Städte und Kreise der Studie zufolge inzwischen die Stunde der Wahrheit in Sachen Demografie. Zum ersten Mal musste die Mehrheit der Regionen sinkende Bevölkerungszahlen hinnehmen, zeigt der Zukunftsatlas. Wirtschaftlich schwache Regionen erleben große Bevölkerungsverluste, in starken werden dagegen die Arbeitskräfte knapp.

Die Großstädte sind dabei laut Studie die klaren Gewinner - überall in der Republik erleben sie ihr Comeback und koppeln sich von der negativen Bevölkerungsentwicklung ab. Städte wie Frankfurt am Main, Dresden und Leipzig haben in den vergangenen fünf Jahren allesamt zwei bis drei Prozent an Einwohnern hinzugewonnen - und das, obwohl die Bevölkerung in Deutschland insgesamt um 0,6 Prozent schrumpfte. „Die Stadtflucht ist Vergangenheit“, sagte Prognos-Regionalexperte Peter Kaiser.

Für die Studie hatte das Schweizer Institut zum dritten Mal nach 2004 und 2007 die Zukunftsfähigkeit aller 412 kreisfreien Städte und Landkreise Deutschlands anhand von 29 Indikatoren zur wirtschaftlichen, demografischen und sozialen Lage ausgewertet. dapd