Düsseldorf. .
Trotz des jüngsten wirtschaftlichen Aufschwungs stecken wieder mehr Menschen in der Schuldenfalle fest: So können in Deutschland 6,5 Millionen Erwachsene ihre „Zahlungsverpflichtungen in absehbarer Zeit nicht begleichen“.
Das teilte der Wirtschaftsauskunftsdienst Creditreform am Donnerstag bei der Vorstellung des „Schuldneratlas Deutschland 2010“. Damit seien 9,5 Prozent aller Menschen über 18 Jahre überschuldet.
Im Vergleich zu 2009 ist das eine Zunahme von 300 000 Verbrauchern – damals galten 6,2 Millionen Erwachsene (9,1 Prozent) als überschuldet. Doch es hätte noch schlimmer kommen können, wie Creditreform-Vorstand Helmut Rödl ausführte: „Die Überschuldungslage hat sich nicht so dramatisch negativ entwickelt, wie es noch im Vorjahr angesichts der globalen Finanzkrise zu erwarten war.“ Gründe dafür seien die viel bessere Konjunktur sowie das Kurzarbeitergeld, das für stabile Einkommen gesorgt habe.
Hauptgründe sind Arbeitslosigkeit und falsches Konsumverhalten
Das alles bedeutet aber keine Entwarnung. Denn auch wenn wieder mehr Menschen nun eine Arbeit fänden, sei Arbeitslosigkeit noch immer die Hauptursache für tiefrote Miese auf dem Konto. „Auf Rang zwei folgt eine unwirtschaftliche Haushaltsführung“, erläuterte Rödl. Sprich: Falsches Konsumverhalten. Weitere Gründe seien gestiegene finanzielle Belastungen der Verbraucher für Gesundheit, Altersvorsorge, Miete und Nebenkosten. „Daher ist auch in den kommenden zwei Jahren nicht mit einem Rückgang der Verbraucherüberschuldung zu rechnen.“
Besonders jüngere Menschen und Frauen seien anfälliger geworden für Überschuldung, sagte Rödl weiter. Dies liege daran, dass sie sich häufiger in „prekären Beschäftigungsverhältnissen“ befänden – Beispiele dafür seien befristete Arbeitsverträge oder Leiharbeitsverträge.
Auch regional gebe es viele Unterschiede: Am niedrigsten ist die Verschuldungsquote in Bayern (7,06 Prozent), Baden-Württemberg ((7,46 Prozent) und Sachsen (8,37 Prozent). Negativ-Schlusslicht bei den Bundesländern ist Bremen (14,13 Prozent). NRW liege mit 10,88 Prozent auf Platz elf.
Verschuldung im Ruhrgebiet überdurchschnittlich hoch
Überdurchschnittlich hoch ist auch das Verschuldungsniveau im Ruhrgebiet: In Gelsenkirchen sind 15,41 Prozent der Erwachsenen überschuldet (Platz acht unter allen 412 untersuchten Städten und Kreisen). In Duisburg betrifft es 14,67 Prozent, es folgen Herne (14,19), Dortmund (13,39), Oberhausen (12,9), Essen (12,62), der Kreis Recklinghausen (11,48), Bochum (11,23), Bottrop (10,99), Mülheim (10,52) und der Ennepe-Ruhr-Kreis (10,29). Bei Großstädten mit über 400 000 Einwohnern hat Duisburg die höchste Verbraucherüberschuldung in Deutschland – dann folgt Dortmund.
Am schlimmsten sieht es bundesweit in Bremerhaven aus – Überschuldungsquote: 18,46 Prozent. Am besten im bayerischen Eichstätt (3,89). International steht Deutschland laut Creditreform auch gar nicht so schlecht da. In Großbritannien seien 13,8 und in den USA gar 17,4 Prozent der Erwachsenen überschuldet. Dennoch fühlten sich 42 Prozent der Verbraucher hierzulande von ihren Schulden überfordert oder empfänden „Schuldenstress“.