Essen. Ständiges Schwanken zwischen Hoffen und Bangen: Die Hertie-Angestellten organisieren Demos und Unterschriften-Sammlungen für den Erhalt des Unternehmens. Auch nähren wieder einmal Gerüchte über neue Investoren Hoffnungen, die der britische Immobilienbesitzer aber schnell dämpft.
Die Hertie-Gläubiger haben längst die Abwicklung des Unternehmens beschlossen, doch die Mitarbeiter geben nicht auf. Gestern sammelten sie bundesweit Unterschriften für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze. Genährt wurde ihre Hoffnung durch Berichte über neue Investoren. Doch die gab es in den vergangenen Monaten häufiger und endeten jedes Mal mit einer neuerlichen Enttäuschung für die 2600 Beschäftigten in den verbliebenen 54 Filialen. Auch diesmal ließ der Dämpfer nicht lange auf sich warten.
Noch im Juni soll es den nächsten letzten Rettungsversuch geben. Betriebsratschef Bernd Horn kündigte ein Treffen der Vermieter mit der Investorengruppe, dem Insolvenzverwalter und Bürgermeistern an. Gleichzeitig warf er der britischen Immobilien-Besitzerin Dawney Day erneut vor, durch überhöhte Mieten Hertie in die Pleite getrieben zu haben. Der Finanzinvestor ist selbst insolvent und hat bisher einen neuen Mietvertrag abgelehnt. Dawney Day will die Häuser einzeln verkaufen.
Chinesen sollen unter Investoren sein
Die Interessenten sollen aus fünf Managern und einem chinesischen Finanzinvestor bestehen. Sie wollten aus Hertie und einzelnen Karstadt-Häusern eine neue Warenhaus-Kette schmieden, hieß es.
Davon will Dawney-Day-Tochter Mercatoria als Verwalterin der Liegenschaften aber nichts wissen. „Wer den Mitarbeitern von Hertie und der Öffentlichkeit Glauben macht, es gäbe über Nacht einen neuen Investor, treibt ein böses Spiel mit der Hoffnung der Menschen”, ließ Mercatoria gestern wissen.
Für die Mitarbeiter ist längst nicht mehr durchschaubar, an welchen Strippen ihre Schicksale hängen und wer daran zieht. Klar ist nur: Die Zeit für letzte Rettungsversuche läuft ab. Im Mai haben die Gläubiger eine Abwicklung binnen zwei Monaten beschlossen.