Essen. Arcandor irritiert die Anleger. Die Karstadt-Häuser haben offenbar einen Millionen-Gewinn erwirtschaftet. Aber der Konzern hat die gute Nachricht zurückgehalten. Dabei hätte Arcandor mit diesen Zahlen bei den Bemühungen um Staatshilfe selbstbewusster auftreten können.

Essen. Die Karstadt-Häuser des insolventen Arcandor-Konzerns haben im ersten Halbjahr des bis September laufenden Geschäftsjahres wieder einen kleinen Gewinn von sieben Millionen Euro erzielt. Das berichtet die Financial Times Deutschland unter Berufung auf das Gutachten der Wirtschaftsprüfer von PwC. Stellt sich nur die Frage: Warum hat Arcandor diese gute Nachricht im letztlich gescheiterten Bemühen um Staatshilfe zurückgehalten?

Der Bundesregierung haben die Zahlen vorgelegen, der Öffentlichkeit wurden sie vorenthalten: Ihre Bekanntgabe wurde von Mai auf den 18. Juni verschoben. Das hat die Sorgen, sie könnten schlechter ausgefallen sein als befürchtet, weiter genährt. Aktionärsschützer Marc Tüngler reagierte ratlos. „Es ist aus Sicht der Anleger höchst ärgerlich, gute Zahlen aus der Zeitung zu erfahren und nicht vom Unternehmen”, sagte der Handelsexperte der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz dieser Zeitung.

Nach dem operativen Vorjahresverlust von 272 Millionen Euro sind für ihn die sieben Millionen Gewinn von Oktober 2008 bis März 2009 „eine positive Überraschung”. Mit diesen Zahlen hätte Arcandor in Berlin selbstbewusster auftreten können, meint Tüngler, zeigten sie doch, „dass Karstadt auf der richtigen Spur ist”. Nicht genannt wurden die Zahlen des Konzerns. Der Versandhandel mit Quelle schrieb operative Verluste von 57 Millionen.

Das Hauptproblem ist das fast aufgebrauchte Eigenkapital. Um überhaupt noch an Geld zu kommen, hat Arcandor fast sämtliche Unternehmensteile an die Banken verpfändet, auch die Karstadt GmbH. Das könnte im Insolvenzverfahren zum Problem werden, weil mögliche Käufer nicht nur mit dem Insolvenzverwalter, sondern vor allem mit den Banken verhandeln müssten, denen Karstadt faktisch gehört. Gleiches gilt für Quelle und Thomas Cook.

Ein zweites Problem wartet bei einer Fusion mit Kaufhof beim Bundeskartellamt. Sie müsse eingehend geprüft werden, erklärten die Wettbewerbshüter, das könne vier Monate dauern. Doch Verzögerungen kann Karstadt nicht gebrauchern. Dass wichtige Lieferanten bereits abgesprungen seien, dementierten allerdings Kreise des Insolvenzverwalters gegenüber dieser Zeitung. Das Handelsblatt hatte berichtet, Adidas und der chinesische Partner Li & Fung würden nicht mehr liefern. Beides sei falsch, hieß es.