Essen. .

Die Betriebe im Ruhrgebiet sind so optimistisch wie seit 1983 nicht mehr. Viele Auftragsbücher sind voll. Und Fachkräfte werden gesucht.

Die Unternehmen im Ruhrgebiet sind wieder optimistisch. Nach der schweren Krise hat sich die Lage entspannt. In vielen Betrieben füllen sich die Auftragsbücher, die Firmen investieren und stellen Mitarbeiter ein. Kurz­um: Der aktuelle „Ruhrlagebericht“ der Industrie- und Handelskammern (IHK) aus Bo­chum, Dortmund, Duisburg, Essen und der Emscher-Lippe-Region fällt ausgesprochen positiv aus.

„Es scheint, wir haben die Krise hinter uns gelassen“, sagte der Essener IHK-Präsident Dirk Grünewald bei der Präsentation der Umfrage, an der sich rund 950 Unternehmen mit etwa 130 000 Beschäftigten beteiligt hatten. Die Lage habe sich seit dem Jahresbeginn deutlich verbessert. Mehr als jedes dritte Unternehmen beurteile seine Situation mittlerweile als gut. Zum Vergleich: Anfang des Jahres sei nur jeder fünfte Betrieb zu dieser Einschätzung gelangt.

Die Unternehmen im Ruhrgebiet blicken so zuversichtlich wie lange nicht mehr in die Zukunft. Wenn die Betriebe ihre künftige Geschäftslage einschätzen, kommen auf eine skeptische Aussage fast vier zu­versichtliche Stimmen. So optimistisch war die Wirtschaft noch nie seit 1983, als der erste Ruhrlagebericht vorgelegt wurde.

Auch die aktuelle Situation der Firmen an Rhein und Ruhr hat sich offensichtlich entspannt. Nur noch elf Prozent beklagen sich über einen schlechten Zustand. Mehr als jeder dritte Betrieb beurteilt die Geschäftslage als gut. Diese positive Tendenz sei in allen Branchen und Regionen zu verzeichnen. „Der Trend zieht sich durchs ganze Ruhrgebiet“, sagte Tillmann Neinhaus, der Hauptgeschäftsführer der Bochumer IHK.

Jobmotor ist der Export

Der Export gebe wieder den Takt der Konjunktur vor, wo­von insbesondere die Indus­trie im Revier profitierte. Laut „Ruhrlagebericht“ konnten 41 Prozent der Industriebetriebe ihre Auftragsbücher mit zu­sätzlichen Bestellungen aus dem Ausland füllen. Nur bei neun Prozent seien die Auftragseingänge kleiner ausgefallen.

Die Werke der Industrie seien derzeit zu 80 Prozent ausgelastet, was etwa dem Niveau von 2006 entspricht. Dies sei „ordentlich, aber noch kein Spitzenwert“, erklärte Grünewald, der allerdings zugleich auf die positiven Aussichten verwies.

Auch auf dem Arbeitsmarkt wird sich die Lage nach Einschätzung der Kammern entspannen. Jedes fünfte Unternehmen (21 Prozent) erwartet, dass die Beschäftigtenzahl zulegen wird. Zu Jahresbeginn hatten lediglich zehn Prozent der Betriebe mit mehr Arbeitsplätzen gerechnet.

Der Fachkräftemangel werde mehr und mehr zu einem drängenden Problem, so Grünewald. „Dies ist kein Zu­kunftsthema mehr. Es beschäftigt die Unternehmen schon jetzt.“ Angesichts sinkender Schulabgängerzahlen werde sich „der Kampf um die besten Köpfe noch weiter verschärfen“, sagte er.

Der IHK-Präsident verwies auch auf die aktuellen Ausbildungszahlen für das Ruhrgebiet. Zum Stichtag Ende September registrierten die Kammern 19 551 neue Lehrstellen, was einem Plus von vier Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Dies sei eine gute Entwicklung, aber die Betriebe sollten „noch eine Schüppe drauflegen“, appellierte Grünewald. „Ausbildung muss Chefsache in den Unternehmen bleiben.“