Hamburg.

Der Hochtief-Übernahmeversuch des spanischen Baukonzerns ACS könnte nur der Anfang eines Ausverkaufs der Bauwirtschaft sein. Das befürchtet der Chef des Bauhauptverbandes im Zeitungsinterview.

Der Übernahmekampf um Hochtief lässt in der deutschen Bauindustrie die Angst vor einem Ausverkauf der Branche wachsen. Der Chef des Bauhauptverbands, Michael Knipper, warnte im Gespräch mit der „Financial Times Deutschland“ (Montagausgabe), der Vorstoß des spanischen ACS-Konzerns könne zum Vorbild für andere europäische Baufirmen werden.

„Deutsche Unternehmen sind aufgrund der fehlenden Basis im Stammmarkt und aufgrund der geringen Renditen im Land anfällig für Übernahmen“, zitierte die Zeitung den Branchenlobbyisten. „Meine große Sorge ist, dass von einer deutschen Bauindustrie im Weltformat kaum noch etwas übrig bleibt.“

Unfaire Wettbewerbsbedingungen für deutsche Unternehmen

Die Zahl der börsennötierten Baukonzerne in Deutschland sei im vergangenen Jahrzehnt von einem halben Dutzend auf zwei gesunken, hieß es in dem Bericht. Neben Hochtief sei nur noch Bilfinger Berger an der Börse notiert. Das Bild der Branche werde von einer Handvoll großer Mittelständler und 75.000 kleineren Unternehmen geprägt.

Knipper warf Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) vor, die deutschen Baukonzerne im Kampf gegen unfaire Wettbewerbsbedingungen - etwa abgeschottete Märkte in Spanien - allein zu lassen. „In diesem Punkt würde ich mir von Herrn Brüderle mehr Kampfeswillen wünschen“, zitierte das Blatt den Verbandschef.

Hochtief setzte am Montag seine Bemühungen zur Erhaltung seiner Unabhängigkeit vor. Im Laufe des Tages sollte sich der sogenannte Ad-hoc-Ausschuss des Aufsichtsrats treffen, um über mögliche Abwehrmaßnahmen zu beraten. In dem Ausschuss sind die ACS-Repräsentanten nicht vertreten. (dapd)