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In der Stahlbranche werden Leiharbeiter ohnehin anständig bezahlt. Jetzt steht ihr Recht auf gleichen Lohn auch im Tarifvertrag.

Ein Stahl-Abschluss hat immer Signalwirkung, dieser aber ganz besonders: Zum ersten Mal hat die IG Metall in einem Tarifvertrag festschreiben lassen, dass Leiharbeiter den gleichen Lohn erhalten wie die Stammbelegschaften. Damit setzt sie ein Signal für andere Branchen, das diese gar nicht gerne sehen.

Die Stahlunternehmen können das nach eigener Aussage finanziell gut verkraften, weil sie nur knapp drei Prozent Leiharbeiter beschäftigen und sie schon jetzt gut bezahlen würden. „Wir vollziehen tariflich nach, was in der Praxis für die meisten schon gilt“, sagt Bernhard Strippelmann, Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbands Stahl.

Einmischung in Tarifverträge

Die Metall- und Elektroindustrie mit sechs Prozent Leiharbeitern sieht das weit kritischer und schließt eine ähnliche Regelung für ihre Branche schon jetzt aus. Laut einer Umfrage würde dann jeder fünfte Arbeitgeber ganz auf Leiharbeit verzichten.

Die Leiharbeitsbranche wirft der IG Metall vor, sich in ihre Tarifverträge einzumischen und meldet rechtliche Zweifel an. Schließlich seien die Leiharbeiter nicht bei den Stahlkonzernen beschäftigt, sondern in den Zeitarbeitsfirmen. „Die IG Metall hat erst 2008 ein Fairness-Abkommen geschlossen, in dem sie die tarifliche Eigenständigkeit der Leiharbeit anerkennt“, sagt ein Sprecher des Interessenverbands der Zeitarbeitsunternehmen, „das wird nun untergraben.“

Doch geht die Stahlbranche einen Umweg: Die Arbeitgeber sind verpflichtet, bei der Einstellung eines Leiharbeiters auf gleiche Bezahlung zu achten. Sonst muss er den Fehlbetrag selbst zahlen. „Verleiher und Entleiher verhandeln ohnehin über den Lohn. Da mischen wir uns ein“, sagt ein Gewerkschaftssprecher. IG-Metall-Bezirkschef Oliver Burkhard schlüpft gerne in die Vorreiterrolle: „Ich sehe darin eine Ermutigung, mit Arbeitsverhältnissen zweiter Klasse überall Schluss zu machen.“