Duisburg/Bremen. .

Der weltgrößte Stahlkonzern Arcelor-Mittal greift nach der RAG-Kokerei in Bottrop und baut am Standort Duisburg um.

Lakshmi Mittal (60) ist wichtigster Eigentümer und Vorstandschef des weltweit größten Stahlkonzerns Arcelor-Mittal. Der Inder, der hauptsächlich in der britischen Hauptstadt London lebt, wurde mit der Sanierung von maroden Stahlwerken zum Milliardär. 1997 stieg er am Standort Duisburg ein und übernahm zwei angeschlagene Unternehmen der Thyssen Stahl AG. Arcelor-Mittal verfügt mittlerweile über 60 Werke weltweit und hat mehr als 300 000 Mitarbeiter. Foto: AFP
Lakshmi Mittal (60) ist wichtigster Eigentümer und Vorstandschef des weltweit größten Stahlkonzerns Arcelor-Mittal. Der Inder, der hauptsächlich in der britischen Hauptstadt London lebt, wurde mit der Sanierung von maroden Stahlwerken zum Milliardär. 1997 stieg er am Standort Duisburg ein und übernahm zwei angeschlagene Unternehmen der Thyssen Stahl AG. Arcelor-Mittal verfügt mittlerweile über 60 Werke weltweit und hat mehr als 300 000 Mitarbeiter. Foto: AFP

Der indische Stahl-Milliardär Lakshmi Mittal war schon in der Vergangenheit für überraschende Firmenkäufe gut. Vor 13 Jahren schnappte er einem etablierten Konkurrenten zwei ehemalige Thyssen-Stahlwerke vor der Nase weg. Georgsmarienhütte-Eigentümer Jürgen Großmann, der heute auch RWE-Vorstandschef ist, war ebenfalls an den Duisburger Unternehmen interessiert. Doch zum Zuge kam Mittal.

Der noch vergleichsweise un­bekannte Aufsteiger hatte sich vorgenommen, der größte Stahl-Unternehmer der Welt zu werden. Ein Standbein in Deutschland sollte dabei helfen. Sein Ziel, die Nummer eins der Branche zu werden, ist Mittal vor vier Jahren durch die Übernahme des Konkurrenten Arcelor gelungen. Und der Standort Duisburg ist nach wie vor fester Bestandteil seines globalen Stahl-Imperiums, das nun unter dem Namen Arcelor-Mittal firmiert.

Weiteres Ruhrgebiets-Werk auf der Wunschliste

Nun hat der Stahl-Gigant mit Sitz in Luxemburg ein weiteres Werk im Ruhrgebiet auf seiner Wunschliste. Arcelor-Mittal möchte vom Bergwerksbetreiber RAG die Ko­kerei Prosper in Bottrop übernehmen. Entsprechende Pläne sind zwar schon länger bekannt, aber nun scheint Bewegung in die Verhandlungen zwischen Arcelor-Mittal und der RAG gekommen zu sein. „Die Gespräche sind gut fortgeschritten“, sagt Frank Schulz, der Deutschland-Geschäftsführer von Arcelor-Mittal. Sein erklärtes Ziel ist, die deutschen Stahlwerke mit eigenem Koks zu versorgen. So soll das unternehmerische Risiko angesichts stark schwankender Rohstoffpreise begrenzt werden.

Auch Robrecht Himpe, ein hochrangiger Europa-Manager, lässt viel Sympathie für das Geschäft mit der RAG erkennen. „Wir sehen positive Interessen von beiden Seiten“, erklärt er. Allerdings gebe es noch keine Einigung. Mit ihren rund 470 Mitarbeitern ist Prosper die zweitgrößte Kokerei in Deutschland. Auch aus Sicht der Beschäftigten könnte Arcelor-Mittal ein interessanter Investor sein, da der Konzern langfristige Ziele in Deutschland verfolgt.

1000 Mitarbeiter in Duisburg

Rund 9000 Mitarbeiter zählt Arcelor-Mittal derzeit bundesweit, knapp 1000 davon an den Duisburger Standorten Ruhrort und Hochfeld. Arcelor-Mittal fährt auch hier eine Doppelstrategie: Einerseits fließen Investitionen in die Werke, andererseits werden mit eiserner Disziplin die Kosten gesenkt. So steckt der Konzern rund 80 Millionen Euro in ein modernes Drahtwalzwerk, zugleich will Arcelor-Mittal 130 Stellen streichen. Bundesweit sollen im Laufe der nächsten Jahre sogar rund 2000 Arbeitsplätze abgebaut werden, allerdings ohne be­triebsbedingte Kündigungen. Entsprechende Pläne, die be­reits während der Wirtschaftskrise beschlossen wurden, gelten nach wie vor.

Im Krisenjahr 2009 verbuchte Arcelor-Mittal in Deutschland nach eigenen Angaben Umsätze in Höhe von 2,9 Milliarden Euro. Mit einer Produktion von 5,3 Millionen Tonnen Rohstahl an Standorten in Bremen, Eisenhüttenstadt, Hamburg und Duisburg sieht sich der weltweite Marktführer in Deutschland auf Platz zwei hinter Thyssen-Krupp. Nach „be­scheidenen Verlusten“ im Krisenjahr schreibe Arcelor-Mittal in Deutschland „schwarze Zahlen“, berichtet Schulz.

Warnung vor Kosten

„Wir setzen auf die Standorte in Deutschland“, sagt der Stahl-Manager. „Und: Wir sind mit Duisburg zufrieden.“

Sorgen bereiten Schulz in­des die Klimaschutz- und Energiesteuer-Pläne der Politik. Er warnt vor millionenschweren Zusatzbelastungen für Unternehmen. „Die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Stahlindustrie steht auf dem Spiel“, sagt Schulz. Im schlimmsten Fall hält er auch Produktionsverlagerungen ins Ausland für möglich.