Brüssel..
Ab heute werden in der EU die Birnen mit über 60 Watt ausgeknipst. Zwar gibt es längst nicht den Aufschrei, wie nach dem Aus für die 100-Watt-Lampen - aber weiter Probleme, vor allem mit der Entsorgung.
Heute ist Schluss: In der EU tritt die zweite Stufe der Ausmusterung herkömmlicher Leuchtsysteme in Kraft: Birnen mit mehr als 60 Watt Leistung kommen nicht mehr in den Handel. Die – vor allem in Deutschland - große Empörung über ein vermeintliches Öko-Diktat der Brüsseler Bürokratie hat sich ein wenig gelegt, zumal es mittlerweile mehr, bessere und billigere Energie-Sparlampen gibt. Aber immer noch bleiben manche Kundenwünsche offen, sowohl beim Angebot wie bei der Entsorgung.
Der lange Abschied von Edison
Im Volksmund heißt es „Glühbirnen-Verbot“. Tatsächlich handelt es sich um stufenweise striktere Vorgaben für die Energie-Effizienz. Sie führen dazu, dass die alten Birnen bis 2016 nach und nach aus dem Verkehr gezogen werden - der lange Abschied von Edison. Den Anfang machten vor einem Jahr die großen Kaliber. Was 100 Watt und mehr leistete, durfte noch abverkauft werden, aber nicht mehr neu in die Regale. Dasselbe galt für mattierte Leuchtmittel, Birne wie Halogen.
Und das, hat sich herausgestellt, schafft ein Problem vor allem bei edlen Lichtquellen: Entweder man steigt um auf Klarglas, dann sieht man je nach Lampe den hässlichen Glühfaden oder dessen Schatten. Oder man verwendet eine Energie-Sparlampe und bekommt unter Umständen Probleme mit dem Dimmen oder der Größe. „Das gibt einfach nicht immer so schönes Licht“, kritisiert Johannes Richter von der Firma Sische, Hersteller von Designer-Leuchten.
Noch im Frühjahr stellte die Stiftung Warentest den Spar-Modellen ein ziemlich mieses Zeugnis aus: längst nicht so langlebig wie versprochen, anfällig besonders bei häufigem An und Aus, nachlassende Helligkeit. Trotzdem ist die Kundschaft jetzt vor der zweiten Runde gelassen. Von Hamsterkäufen ist keine Rede mehr. „Was das Auslaufen der Leuchtmittel angeht, ist jetzt Normalität eingekehrt”, berichtet Steffen Kahnt vom Bundesverband Technik des Einzelhandels (BVT).
„Keine Offensiv-Vetreidigung“
Dort sieht man auch das Problem Entsorgung weitgehend entschärft. Energie-Sparlampen enthalten Quecksilber und dürfen nicht einfach in den Hausmüll gesteckt werden. Kommunale Annahmestellen sind zur Entgegennahme verpflichtet, die Geschäfte sind es nicht. Auf der Internet-Seite www.Lichtzeichen.de haben indes auch viele Händler Bereitschaft signalisiert, Energie-Sparlampen ordnungsgemäß zu entsorgen: „Keiner kann sagen, ich werde das Zeug nicht los“, meint Steffen Kahnt.
Der Europa-Abgeordnete Peter Liese ist noch nicht überzeugt: In seinem Heimatort Meschede gebe es nur eine Annahme, geöffnet zwischen 8:30 und 15:30 Uhr – „nicht kundenfreundlich.“ Liese ist sicher, „dass 90 Prozent nicht fachgerecht entsorgt werden“. Sein Hauptvorbehalt ist aber ein anderer. Die Politik bis hinauf zu Angela Merkel habe seinerzeit aus guten Gründen den Abschied von Edison beschlossen – nun aber nicht die Traute, das gegenüber der skeptischen Bevölkerung zu vertreten. „Da gibt es immer noch keine Offensiv-Verteidigung.“
Lücken in der Entsorgung
Auch die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat die Rückgabemöglichkeiten von Energiesparlampen als unzureichend kritisiert. Sowohl die gesetzlich vorgeschriebenen Sammelstellen in den Kommunen als auch die freiwilligen Initiativen des Handels zur Entsorgung der Lampen seien deutlich begrenzt, teilte die Organisation mit.
Im vergangenen Jahr seien von 120 Millionen Altlampen insgesamt 43,5 Millionen umweltgerecht entwertet worden. Das entspreche einer durchschnittlichen Sammelquote von 35 Prozent. Durch die nicht ordnungsgemäße Verwertung der übrigen knapp 80 Millionen Lampen gelangten jährlich mehrere hundert Kilogramm Quecksilber unkontrolliert in die Umwelt.
Darüber hinaus besuchte die Umwelthilfe nach eigenen Angaben in den vergangenen Monaten 124 Einzelhandelsgeschäfte wie Drogerien, Baumärkte und Elektrofachgeschäfte. Nur acht Prozent der überprüften Läden hätten am Verkaufsregal über die Entsorgungspflichten der Kunden und die entsprechenden Rückgabemöglichkeiten informiert. Daneben habe nur jeder fünfte Händler (19 Prozent) selbst Sammelstellen angeboten. (mit ddp)