Bochum. .
Im Streit um die Energiepolitik warnt der deutsche BP-Chef Uwe Franke vor negativen Folgen für Jobs und Werke in Deutschland. Die Bundesregierung solle die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie sichern.
Der Europa-Chef des Öl-Konzerns BP, Uwe Franke, schaltet sich in die hitzig geführte Diskussion über die künftige Energieversorgung ein. Franke zeigte sich im Gespräch mit dieser Zeitung besorgt über die Pläne der schwarz-gelben Bundesregierung. Der Manager befürchtet negative Folgen für Industriestandorte und Arbeitsplätze in Deutschland. „Meine Sorge ist, dass die energieintensiven Branchen so stark belastet werden, dass sie aus Deutschland abwandern werden“, sagte Franke. „Die Bundesregierung ist gefordert, die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Industrie zu sichern.“
Die deutsche Regierung will Ende September die Weichen für die künftige Energieversorgung des Landes stellen. Gerade in NRW ist der britische BP-Konzern ein wichtiger Arbeitgeber. In Bochum befindet sich die deutsche Firmenzentrale. Bundesweit beschäftigt BP rund 5200 Mitarbeiter, davon etwa 1000 in Bochum. Der größte deutsche Raffinerie-Standort ist Gelsenkirchen mit knapp 2000 Mitarbeitern.
„Jobs nicht aufs Spiel setzen“
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„Es besteht die Gefahr, dass Raffinerien nicht mehr wettbewerbsfähig sind, wenn sie stärker als bisher belastet werden“, sagte Franke. „Die Folge wäre, dass Arbeitsplätze in Länder verlagert würden, in denen weniger Wert auf Klimaschutz und Umweltauflagen gelegt wird als hierzulande.“ Hintergrund ist ein möglicher Wegfall von Ausnahmeregelungen für energieintensive Industrien, von denen auch Raffinerien profitieren.
Auch höhere Kosten für die deutschen Fabriken durch die Versteigerung von Zertifikaten für das klimaschädliche Kohlendioxid (CO2) seien denkbar. „Die energieintensive Industrie ist ein wichtiger Faktor unserer Exportstärke und Arbeitgeber für tausende Beschäftigte. Diese Jobs dürfen nicht durch falsche Weichenstellungen aufs Spiel gesetzt werden“, sagt Franke.
BP-Manager fordert Planungssicherheit
Im Streit um die künftige Energieversorgung stehen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Umweltminister Norbert Röttgen (CDU) im Blickpunkt. Der Minister kandidiert auch für den Landesvorsitz der CDU in NRW, wo die Industriepolitik traditionell eine große Rolle spielt.
„Wir benötigen Planungssicherheit für die nächsten 20, 30 Jahre, um unsere Investitionen kalkulieren zu können“, betonte der BP-Manager. In der Industrie herrsche mit Blick auf die Regierungspläne große Unsicherheit. „Welche Kosten durch das Energiekonzept auf die Industrie zukommen, ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht absehbar. Viele Fakten liegen noch nicht auf dem Tisch“, kritisierte Franke. „Ich hoffe, dass genügend durchdacht wird, was das Energiekonzept Verbraucher und Industrie wirklich kostet.“
Der BP-Manager sprach sich auch für längere Laufzeiten der Atomkraftwerke aus. „Wir kommen an der Kernkraft doch gar nicht vorbei, wenn wir in den kommenden Jahren kostengünstigen und möglichst klimafreundlichen Strom produzieren wollen.“ Zugleich warnte er vor einer überzogenen „Weg-vom-Öl-Strategie“. „Das Öl wird uns länger begleiten, als viele es denken“, sagte Franke. „Weder Lkw noch Flugzeuge lassen sich ohne Öl bewegen.“