Hannover. Als ein "vermeintliches billiges Allzweckmittel" benutze die Arbeitsvermittlung Hartz IV-Empfänger, kritisiert der Deutsche Gewerkschaftsbund in einem Medienbericht. Die Langzeitarbeitslosen würden oft bewusst in Ein-Euro-Jobs als Ersatz für qualifizierte Kräfte eingesetzt.
Die Vermittlung von «Hartz IV»-Empfängern in Ein-Euro-Jobs wird nach Erkenntnissen des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) von der Arbeitsvermittlung als «ein vermeintlich billiges Allzweckmittel« in der Arbeitsmarktpolitik benutzt. Das verstoße in «eklatanter Weise» gegen die Absicht des Gesetzgebers, die Vermittlung in Ein-Euro-Jobs nur als letzte Möglichkeit zu nutzen, kritisiert der DGB in einer Untersuchung, wie die »Hannoversche Allgemeine Zeitung« (Mittwochausgabe) berichtet.
Übermäßige Nutzung durch Fehlsteuerung im Gesetz
Im vergangenen Jahr hatten nach der Auswertung 764 000 Langzeitarbeitslose einen Ein-Euro-Job. Auch im laufenden Jahr sei der Trend ungebrochen. Allein im April wurden 76 000 Zugänge registriert. Der DGB führt die «übermäßige Nutzung» auf eine Fehlsteuerung im Gesetz zurück. Die Träger der Arbeitsvermittlung müssten nur die Aufwandsentschädigungen zahlen, während Kommunen und Bund die »Hartz IV«-Kosten tragen. «Gerade in Ostdeutschland» würden die Ein-Euro-Jobs «bewusst als Marktersatzmaßnahme für vermeintlich oder tatsächlich fehlende andere Beschäftigungs- oder Qualifizierungsmöglichkeiten eingesetzt», analysieren die DGB-Arbeitsmarktexperten.
Auch bei Jugendlichen unter 25 Jahren sieht der DGB umfangreichen Missbrauch mit den Ein-Euro-Jobs. Obwohl das Sozialgesetzbuch ausdrücklich vorsehe, dass sie unverzüglich nach einem »Hartz IV"-Antrag in eine Arbeit, eine Ausbildung und erst dann in eine Arbeitsgelegenheit zu vermitteln seien, sehe die Praxis ganz anders aus. Im Januar 2009 befanden sich den Angaben nach 39 898 Jugendliche in Ein-Euro-Jobs - rund 1400 mehr als vor Jahresfrist.