Essen. .

Geldanleger fluchen, Häuslebauer jubeln: Die Bauzinsen sind auf einem historischen Tief angelangt. Experten raten, jetzt Häuser oder Wohnungen zu kaufen, weil die Zinsen in einigen Monaten wieder steigen könnten.

„Die Talsohle ist erreicht“, sagt Norbert Happe, Leiter der Immobilienfinanzierung bei der National-Bank in Essen. „In den nächsten drei bis sechs Monaten sehen wir einen Anstieg der Zinsen.“ Nach Einschätzung des Bankers sei deshalb jetzt nicht nur „der richtige Zeitpunkt“ für einen Immobilienkauf. Happe rät zudem Häuslebauern, bei der Verlängerung von Finanzierungsverträgen auf eine längere Zinsbindung und höhere Tilgung zu setzen.

Dagegen rechnet Helmut Schiffer, stellv. Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Mülheim, mit weiterhin niedrigen Zinssätzen. „Wenn man die richtige Immobilie gefunden hat, kann man zur Zeit überhaupt nichts falsch machen. Die Immobilienpreise im Ruhrgebiet sind auf einem vernünftigen Niveau“, so Schiffer. „Lange Zinslaufzeiten“ und „gute Beratung“ sind Tipps, die Thomas Schwarz von der Commerzbank Essen gibt.

Auch Horst Biallo vom Verbraucherportal biallo.de rät: „Wer eine Immobilie kaufen will oder eine Anschlussfinanzierung benötigt, der sollte es jetzt tun.“ Für 100 000 Euro liegen die Zinssätze bei den unterschiedlichen Anbietern zwischen 3,0 und 4,8 Prozent. Vor zehn Jahren wurden sieben Prozent und mehr verlangt.

Auf die Tilgung achten

Dabei sollten Kunden aber nicht nur auf den Zins schauen, der in den letzten 50 Jahren nicht so niedrig war. „Man sollte sich auch eine hohe Tilgung gönnen“, so Biallo. Bei einer Tilgung von nur 1,5 Prozent sei der Häuslebauer erst nach 35 Jahren schuldenfrei. „Am besten wählt man einen Tilgungssatz von 3,5 Prozent“, erklärt Biallo.

Der Betreiber des Verbraucherportals warnt aber auch davor, angesichts der paradiesischen Zinsen jetzt übereilt in Immobilien zu investieren. Biallo: „Die Leute sollten zuschlagen, aber sich nicht drängen lassen.“ Die Lage des Hauses oder der Wohnung sei für den Wiederverkaufswert entscheidend. Zudem sollte man sich „zwei bis drei Konkurrenzangebote“ bei Banken einholen.