Essen. .

Die Karstadt-Mitarbeiter müssen weiter zittern: Der Gläubigerausschuss hat die Entscheidung über den Verkauf auf den 7. Juni verschoben. Drei Kaufangebote für den Essener Traditionskonzern liegen vor.

Der Karstadt-Verkauf soll erst am 9. Juni vollzogen werden. Der Gläubigerausschuss des zahlungsunfähigen Warenhauskette hat am Freitag in Essen die Entscheidung auf den 7. Juni vertagt und angekündigt, dass der Vertrag zwei Tage später unterschrieben werden soll. Am Freitag lagen vom Immobilienkonsortium Highstreet sowie vom Investor Nicolas Berggruen und der deutsch-skandinavischen Beteiligungsgesellschaft Triton Offerten für die insolvente Kaufhauskette vor.

Einzelheiten zu ihrem Angebot nannte zunächst nur die Investmentfirma Triton. Sie will nach eigenen Angaben Karstadt als Ganzes erhalten und dem Konzern unmittelbar nach der Übernahme mit einer Finanzspritze von 100 Millionen Euro den notwendigen Spielraum fürs Überleben verschaffen. In den kommenden fünf Jahren sei ein Investitionsprogramm von über 400 Millionen Euro geplant, berichtete Triton. Gleichzeitig bekräftigte das Unternehmen aber auch seine Forderungen nach erheblichen Zugeständnissen von Vermietern und Beschäftigten. Vor allem bei der Gewerkschaft Verdi ist die Investmentfirma damit bislang auf Ablehnung gestoßen.

„Kaufhäuser haben massiv an Boden verloren“

Berggruen stellte sein Konzept in Essen selbst vor und beteuerte vor Journalisten, sein Ziel sei es, Karstadt zu erhalten und in eine sichere Zukunft zu führen. Der Investor forderte in den vergangenen Tagen vor allem große Zugeständnisse der Vermieter.

Die Forderungen von Triton und Berggruen nach weiteren Einschnitten bei den Warenhausmieten dürften auch der Grund für den Einstieg der Immobiliengruppe Highstreet in das Bieterrennen sein. Der Fondsgesellschaft, die sich mehrheitlich im Besitz der US-Bank Goldman Sachs befindet, gehören 86 der 120 von Karstadt genutzten Immobilien.

Konzept der Warenhäuser überholt

Auf die Schwierigkeiten einer Karstadt-Sanierung wies unterdessen der Branchenkenner Kai Hudetz vom Institut für Handelsforschung hin. Das alte Konzept der Warenhäuser sei überholt, meinte er in der ARD. „Kaufhäuser haben massiv an Boden verloren gegenüber Discountern, die auch im Non-Food-Segment erheblich Umsatz machen, aber auch gegenüber Einkaufszentren“, sagte der Experte.

Dennoch hält Hudetz eine erfolgreiche Sanierung für möglich. Auf der Positivliste stehe, dass Karstadt sehr attraktive Standorte habe. Und daran seien die Verbraucher interessiert. (apn)