Berlin. .

Neun von zehn Bundesbürgern haben im vergangenen Jahr im Supermarkt wenigstens einmal zu Öko-Produkten gegriffen. Dabei sind sie deutlich teurer als vergleichbare Angebote aus üblicher Herstellung - und nicht immer besser.

Bis zu 50 Prozent mehr kostet die sanft hergestellte Ware. Ob sich der Mehraufwand lohnt, ist nach Einschätzung der Stiftung Warentest indes zweifelhaft. „Bio-Lebensmittel sind im Durchschnitt nicht besser als herkömmliche Produkte“, heißt es in der neuesten Ausgabe der Zeitschrift „Test“.

Die Stiftung hat mehr als 50 Vergleichstests der letzten Jahre ausgewertet. Nur bei wenigen Angeboten schnitten die Ökowaren besser ab. So waren frische Biomilch oder -würzöle den konventionellen Konkurrenten überlegen. Enttäuschende Resultate erbrachte dagegen ein Test von Babynahrung. Gerade einmal befriedigend wurde das beste von 13 Produkten bewertet. Keime oder Schadstoffe fanden die Prüfer zwar nicht, doch ein zu geringer Gehalt an Vitamin C und Fett sorgte für die durchschnittlichen Noten.

Immerhin stellten die Warentester Verbesserungen fest. Biomargarine schmecke nicht mehr so seifig wie früher. und die Keimbelastung von Räucherlachs ging zurück.

Kaum Pestizide in Biolebensmitteln

Den Landwirten und Verarbeitern stellt die Stiftung ein positives Zeugnis aus. Obwohl die Produktionsketten nicht genau nachvollzogen werden können, sei wohl Bio drin, wo es drauf stehe. Stichproben bestätigten die Angaben der Produzenten. Bei Biomilch konnten die Chemiker zum Beispiel anhand der enthaltenen Linol- und Alpha-Linolensäure nachweisen, dass die Tiere tatsächlich mit Gras gefüttert wurden.

„Verbraucher können Bioobst, Biogemüse und Biotee vertrauen“, heißt es. In drei von vier Produkten war kein Pflanzenschutzmittel nachweisbar. Bei konventionellen Produkten waren nur 16 Prozent unbelastet. Tendenziell sinke die Pestizidbelastung, so die Fachleute. Dabei lassen sich heute mit rund 550 Sub-stanzen 170 mehr nachweisen als noch zu Beginn des letzten Jahrzehnts.

Öko-Fischstäbchen fielen durch

Weniger angenehm ist oft der Geschmack oder die Konsistenz der Bioware. Besonders schlecht fielen Bio-Raps-öle auf. Sieben von neun Angeboten fielen durch. Sie rochen und schmeckten holzig, modrig oder ranzig. Gewöhnungsbedürftig fanden die Prüfer auch Öko-Fischstäbchen. Dafür wurde der asiatische Wels Pangasius verwendet, der von Natur aus leicht modrig, aber eben nicht wie der üblicherweise verwendete Seelachs schmeckt.

Die Bio-Unternehmen nehmen über die Produktion und den Verkauf hinaus ihre Verantwortung wie versprochen wahr. „Sie waren da wesentlich weiter als viele konventionelle Anbieter“, lobt die Stiftung Warentest. Höhere Preise beim fair gehandelten Kaffee kommen zum Beispiel bei den Kaffeebauern in der dritten Welt an. Außerdem kennen die Bio-Anbieter häufiger als ihre Wettbewerber die ganze Lieferkette ihre Waren und nehmen so Einfluss auf die ökologische und soziale Verträglichkeit der Produktion.