München. .
Die Erholung der deutschen Wirtschaft könnte ins Stocken kommen. Der Ifo-Index, das wichtigste Stimmungsbarometer, ging im Mai leicht zurück. Experten hatten mit einem Anstieg gerechnet.
Die zuletzt schnell gestiegene Laune in der Wirtschaft hat einen leichten Dämpfer bekommen. Der ifo-Geschäftsklimaindex für Mai sank überraschend um 0,1 Punkte auf 101,5, wie das Münchner Wirtschaftsforschungsinstitut am Freitag mitteilte. In den vergangenen beiden Monaten war der Index mit Zuwächsen von 2,9 und 3,4 Punkten kräftig gestiegen.
Ifo-Chef Hans-Werner Sinn zeigte sich trotz des Knicks optimistisch: „Die wirtschaftliche Erholung in Deutschland erweist sich als robust“, kommentierte er das aktuelle Ergebnis. „Die Unternehmen sind mit ihrer aktuellen Geschäftslage genauso zufrieden wie im Vormonat.“ Der Teilindex dafür stieg um 0,1 auf 99,4 Punkte. Die Bewertung der Geschäftserwartungen sank um 0,3 auf 103,7 Punkte. Dies sei „minimal weniger gut als im April“, erklärte Sinn.
Ifo-Experte Klaus Abberger bewertete die aktuelle Entwicklung des Geschäftsklimas als Stabilisierung nach dem raschen Anstieg im März und April. „Die deutsche Wirtschaft fliegt doch recht stabil durch diese Turbulenzen im Moment“, sagte er. „Ich denke, dass wir im Moment keine größeren Effekte durch die Euro-Diskussion sehen.“
Zudem gebe es auch positive Effekte durch den gesunkenen Wert der Gemeinschaftswährung. So erwarteten exportorientierte Firmen eine Verbesserung im Auslandsgeschäft. Der Euro sei mit seinem aktuellen Stand zwar nicht mehr so stark wie er gewesen sei, aber auch nicht schwach, sagte Abberger.
Sparpakete könnten im Laufe des Jahres dämpfen
Sorgen machen dem Konjunkturexperten dagegen die Auswirkungen der anstehenden Sparbemühungen der Politik. Dies werde im weiteren Lauf des Jahres sicherlich auch für die Wirtschaft ein zentrales Thema sein. Zum einen hätten die Menschen dann weniger Geld in der Tasche, zum anderen dürfe es nicht zu lange dauern, bis es Entscheidungen gebe, sonst könne dies zu Verunsicherung führen, sagte Abberger. „Es ist wichtig, dass die Leute wissen, was auf sie zukommt.“
Weiter aufwärts ging es für die Industrie. Der Index für diese Branche stieg um 2,6 auf 10,1 Punkte. Sowohl die aktuelle Lage als auch die Aussichten würden von den Betrieben besser bewertet, erklärte Sinn. „Im Auslandsgeschäft rechnen sie nochmals mit einer kräftigeren Belebung als bisher.“ Zudem wollten die Industriebetriebe kaum noch Jobs abbauen.
Industrie mit Note „befriedigend“
Gerade die Entwicklung in der Industrie sei wichtig, sagte Abberger. Wolle man die gesamte Lage bewerten, müsse man darauf schauen. Dort habe es im vergangenen Jahr schließlich den stärksten Einbruch gegeben. „Bei der Industrie sind wir noch nicht durch. Aber wir sind auf einem guten Weg“, sagte der Konjunkturexperte. „Wenn ich eine Note geben müsste, wäre es befriedigend.“
Für Handel und Bau ging es im Mai dagegen abwärts. Der Teilindex für das Baugewerbe sackte um 5 Punkte auf minus 20,4. Im Einzelhandel sank die Stimmung um 4,4 Punkte auf minus 8,1, im Großhandel um 2,5 auf 2,6 Punkte. Dies sei lediglich ein kleiner Rückschlag, sagte Abberger. In diesen Branchen habe man auch in den vergangenen Monaten schon eine wechselhafte Entwicklung gesehen, beispielsweise durch das Wetter. Für den jeden Monat erhobenen ifo-Index wurden rund 7.000 Betriebe befragt.
Unterdessen Die deutsche Wirtschaft hat im ersten Quartal dieses Jahres trotz des harten Winters zugelegt. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg im Vergleich zum Vorquartal um real 0,2 Prozent. Das Statistische Bundesamt bestätigte damit am Freitag seine Mitte Mai veröffentlichten vorläufigen Zahlen. (ddp/apn)