Frankfurt/Main. .
Am morgigen Mittwoch nimmt die Lufthansa ihren ersten Airbus A380 in Betrieb. Die Übernahme kommt zwei Jahre später als ursprünglich geplant. Die Fluglinie hat 15 Riesen-Jets bestellt. Sie sollen jeweils 526 Plätze haben.
Flugzeugfans werden sich an den November 2006 erinnern: Da landete der damals frisch vorgestellte Riesen-Airbus A380 auf einer Promotion-Tour zum ersten Mal am Flughafen Düsseldorf. Am 3. Juni ist wieder Zeit für eine Premiere: Erstmals wird ein A380 mit dem gelb-blauen Kranich-Signet in der Region landen. Der Grund: Auch die Kunden der Lufthansa können nun im größten Verkehrsflugzeug der Welt Platz nehmen: An diesem Mittwoch übernimmt die deutsche Fluggesellschaft ihren ersten Airbus A380.
Ab dem 11. Juni wird der Riesen-Jet auf der Strecke zwischen Frankfurt und Tokio eingesetzt wird. Bis dahin sind Testflüge angesagt und eine Deutschland-Tour, die unter anderem nach Düsseldorf führt. Die Manager der Kranichlinie dürften froh sein, dass sie den spektakulären doppelstöckigen Superjumbo erst jetzt bekommen, als weltweit fünfte Airline. Denn die Branche beginnt nach der tiefsten Krise seit Jahrzehnten gerade wieder Fuß zu fassen.
„Das ist kein perfekter, aber ein akzeptabler Zeitpunkt“, sagt der Analyst Per-Ola Hellgren von der LBBW. Vor einem oder eineinhalb Jahren wäre die A380, die in der Lufthansa-Ausführung 526 Passagiere über mehr als 12.000 Kilometer transportieren kann, zur Unzeit gekommen: Damals fuhren die Airlines angesichts der einbrechenden Nachfrage weltweit hektisch die Kapazitäten herunter. Die neue A380 wirkte fast schon wie ein Anachronismus: Nur vier Exemplare seines Flaggschiffs konnte Airbus im Krisenjahr 2009 verkaufen.
Super-Airbus ist ein wirtschaftliches Sorgenkind
Nun schaut der europäische Flugzeugbauer aber wieder deutlich zuversichtlicher in die Zukunft. Gerade erst hat Airbus-Manager John Leahy erklärt, er rechne mit dem Verkauf von 20 A380 in diesem Jahr - damit verdoppelte er seine bisherige Prognose. Der Superjumbo war für Airbus bislang auch immer ein Super-Sorgenkind: Die Erstauslieferung verzögerte sich um zwei Jahre, zudem bekam man die Produktion nicht in den Griff. Airbus-Chef Tom Enders hofft nun, in diesem Jahr zwei Maschinen pro Monat bauen zu können.
Bislang wurden insgesamt gerade mal 202 Superjumbos verkauft und 27 Maschinen an Singapore Airlines, Emirates, Qantas und Air France ausgeliefert. Es werde noch einige Jahre dauern, bis Airbus mit der A380 Geld verdiene, sagte Enders im Januar. Im zivilen Flugzeugbau mit seinen Produktzyklen über mehrere Jahrzehnte muss man einen langen Atem haben, wie einst auch Airbus-Rivale Boeing mit seiner B747 erfahren musste. Der Jumbo, den die A380 als größtes Flugzeug entthront hat, brauchte etliche Jahre, bis er zum kommerziellen Erfolg wurde - dann spülte er Boeing aber wegen seiner Monopolstellung bei den Großraumflugzeugen lange satte Gewinne in die Kassen.
Die Lufthansa hat 15 A380 bestellt, in diesem Jahr werden insgesamt vier Maschinen ausgeliefert. Die größte deutsche Fluggesellschaft setzt ihr neues Flaggschiff zunächst auf den Verbindungen nach Tokio, Peking und Johannesburg ein. Ob im nächsten Jahr weitere A380 in Dienst gestellt werden, lässt die Lufthansa derzeit noch offen, doch trotz aller Sparzwänge will sie bis 2015 wie geplant alle bestellten Superjumbos übernehmen.
Flug-Premiere mit der Fußball-Nationalmannschaft
Bevor die erste Maschine, die am Mittwoch auf den Namen „Frankfurt am Main“ getauft wird, den Linienbetrieb aufnimmt, ist sie zunächst in Deutschland zum Pilotentraining unterwegs. Am 6. Juni macht sie einen Abstecher nach Südafrika, um die deutsche Fußball-Nationalmannschaft zur Weltmeisterschaft zu bringen.
Die Passagiere dürften auf den zwei Decks ein ganz neues Fluggefühl erfahren: 16 Türen, 220 Kabinenfenster, 22 Räder - die knapp 350 Millionen Dollar teure A380 setzt in vielen Bereichen Superlative. Airbus-Sprecher Stefan Schaffrath glaubt, dass auch die Frankfurter Flughafen-Anwohner Grund zur Freude hätten: Denn die A380 befördere 40 Prozent mehr Passagiere als die B747, bei halb so viel Lärm.
Und die Lufthansa will mit dem neuen Flugzeug Geld sparen: Auf einigen Strecken könne die A380 mit ihrer gewaltigen Kapazität pro Woche den einen oder anderen Flug mit kleineren Maschinen überflüssig machen, sagt Luftfahrt-Analyst Hellgren. Der Spritverbrauch pro Passagier soll zudem um 13 Prozent geringer sein als beim betagten Jumbojet. (apn)