Hamburg. .

Die Stadt Hamburg wirft dem Essener Baukonzern Hochtief schwere Baumängel an der Elbphilharmonie vor. Medienberichten zufolge haben die Architekten des 500-Millionen-Prestigeprojektes wegen Sicherheitsbedenken Alarm geschlagen. Am Montag muss sich der Hochtief-Chef persönlich der Kritik stellen.

Bei der entstehenden Hamburger Elbphilharmonie gibt es schwerwiegende Baumängel. Die stadteigene Realisierungsgesellschaft (ReGe) sei darüber jetzt von Prüfern der Schweizer Architekten Jacques Herzog und Pierre de Meuron auf einer Sondersitzung in Kenntnis gesetzt worden, berichtet das Nachrichtenmagazin „Focus“. Demnach bestehen Sicherheitsmängel an tragenden Teilen des 500-Millionen-Euro-Projektes. Die Kulturbehörde forderte am Wochenende vom ausführenden Unternehmen Hochtief, künftig bessere Qualität abzuliefern.

Auch in dem besonders sensiblen Bereich des Großen Saales sei es zu inakzeptablen Baumängeln durch die Firma gekommen. Hochtief habe deren Beseitigung aber zugesagt, hieß es seitens der Behörde.

Bereits im April habe Kultursenatorin Karin von Welck (parteilos) mit dem Architekten und Generalplaner de Meuron die Lage erörtert und ihn um einen Bericht über die von Hochtief verursachten Baumängel gebeten, der in der vergangenen Woche vorgelegt worden sei. Welck will sich den Angaben zufolge am Montag mit dem Vorstandsvorsitzenden von Hochtief, Herbert Lütkestratkötter, treffen. Es sei zwingend erforderlich, dass die Firma die Qualität selbst wirkungsvoll sichere, damit es auf der Baustelle erst gar nicht zu solchen Mängeln in der Bauausführung komme, sagte die Senatorin.

Drohende irreperable Schäden befürchtet

Nach Aussage eines Insiders hatten die Architekten angesichts der Baumängel Alarm geschlagen. Da sie gegenüber Hochtief keine Weisungsbefugnis besäßen, hätten sie mit dem Prüfbericht die ReGe als Bauherrn auf drohende „irreversible Schäden“ hingewiesen. Wenn die Stadt jetzt nicht endlich bei Hochtief ihre Ansprüche in Sachen Bauqualität geltend mache, dann entstehe ein nicht voll funktionsfähiges Gebäude, sagte der Insider. Er erinnerte daran, dass die Stadt einen der zehn besten Konzertsäle der Welt bestellt habe.

Aktuell bestehe keine Gefahr, dass die Mängel nicht beseitigt werden könnten, sagte ReGe-Geschäftsführer Heribert Leutner. Der Mängelbericht des Architekten bestätige zudem die eigenen Einschätzungen.

Laut Prüfbericht monieren die Architekten unter anderem, dass die bereits fertigen Betonrippen für den großen Konzertsaal zu tief liegen. Einige Federpakete, auf denen die Rippen ruhen, seien zudem schief eingebaut. Es gebe Abweichungen von den Bauplänen von bis zu 110 Millimetern - mehr als das Fünffache der maximal kalkulierten 20 Millimeter.

Terminplan wackelt

Auch die Betonwände der bereits fertigen Außenschale weisen offenbar schwere Mängel auf. Bei Stichproben entdeckten die Prüfer „diverse großflächige Hohlkammern“, wie es in dem Magazinbericht weiter heißt.

Ferner wurde laut Prüfbericht die historische Fassade des alten Kaispeichers A durch die Bauarbeiten beschädigt. So weisen die Architekten auf „Zementläufer“, „Auslaugungen“ und „Abschleifungen“ hin. Nachdem beim Bau Zementschlamm über die Klinkerfassade gelaufen war, hatte Hochtief Teile der Mauern abschleifen lassen und damit den Zustand der Fassade offenbar weiter verschlechtert.

Peter Tschentscher (SPD), der in der Hamburger Bürgerschaft den Untersuchungsausschuss zur Elbphilharmonie leitet, äußerte angesichts des Prüfberichts die Befürchtung, dass die „derzeitigen Finanz- und Terminplanungen nicht eingehalten werden können“. (ddp)