Berlin. .

Bei einem „Elektroauto-Gipfel“ hat Bundeskanzlerin Angela Merkel am Montag die deutsche Industrie aufgerufen, sich gemeinsam für Elektroautos stark zu machen. Bis 2020 sollen eine Million Autos auf der Straße sein. Kritiker aber werfen Merkel einen „skandalösen Kniefall vor der Autolobby“ vor.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat auf dem Elektroauto-Gipfel der Bundesregierung die Industrie aufgerufen, in einer gemeinsamen Kraftanstrengung die Entwicklung von Elektrowagen voranzutreiben. Bei dieser Aufgabe gebe es eine „wirkliche partnerschaftliche Verantwortung“ von Politik und Wirtschaft, sagte Merkel am Montag in Berlin. Kritik an dem Gipfel kam von der Opposition sowie der Schienenverkehrs-Branche.

Deutschland habe die Entwicklung des Automobils im 20. Jahrundert stark mitbestimmt und daraus solle „der Ehrgeiz, aber auch die Zuversicht erwachsen“, dass dies auch für das 21. Jahrhundert möglich sei, sagte Merkel. Gemeinsam mit Vertretern aus Industrie, Wissenschaft und Politik rief die Kanzlerin bei dem Treffen in Berlin die Plattform Elektromobilität ins Leben: Der Zusammenschluss soll in sieben Arbeitsgruppen eine Strategie für die Entwicklung von Elektroautos hierzulande entwerfen, um die Elektromobilität marktfähig zu machen.

In einem Jahr Ergebnisse

Zur Zeit fahren in Deutschland knapp 1600 Elektroautos. Die Bundesregierung will bis 2020 eine Million auf die Straße bringen und Deutschland international zum Marktführer bei den E-Fahrzeugen und den nötigen Zuliefertechniken zu machen. Durch die Plattform solle die Entwicklung und Produktion von Elektrowagen stärker koordiniert werden, sagte Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) der „Berliner Zeitung“ vom Montag. In spätestens einem Jahr soll sich das Forum nach den Worten Merkels erneut treffen, um die erarbeiteten Ergebnisse zu bewerten.

Die Autobranche begrüßte die Initiative. „Deutschland hat gute Voraussetzungen, um sich auch im Bereich Elektromobilität international nachhaltig an die Spitze zu setzen“, erklärte BMW-Chef Norbert Reithofer in Berlin. Dazu müssten Industrie und Wirtschaft jedoch „an einem Strang“ ziehen. Opel-Chef Nick Reilly bezeichnete das Treffen als wichtigen Startpunkt für einen Dialog, „damit die Elektromobilität in Schwung kommt“. Audi-Chef Rupert Stadler begrüßte den Gipfel auf n-tv als „Schulterschluss“.

Die Kanzlerin hob die Bedeutung der Elektrowagen für den Umweltschutz hervor. Weltweit steige in den kommenden Jahren das Bedürfnis nach individueller Mobilität an, sagte Merkel. „Das heißt, wir müssen sehen, dass wir ressourcenunabhängiger, umweltfreundlicher, nachhaltiger das grundsätzliche Bedürfnis nach Mobilität erfüllen.“ Die Regierung will die Entwicklung der Elektroautos nicht mit direkten Kaufanreizen fördern, unterstützt jedoch die Forschung etwa im wichtigen Bereich Speichertechnologien.

Mehr Tempo in der Forschung nötig

„Ohne Elektroautos als rollende Stromspeicher segeln wir an den Klimaschutzzielen vorbei“, sagte der Chef des Oldenburger Energiekonzerns EWE, Werner Brinker. Energiewirtschaft und Autobranche müssten jedoch stärker zusammenarbeiten. Wenn Deutschland seine politische und technologische Vorreiterrolle beim Klimaschutz nicht verlieren wolle, sei mehr Tempo in der Forschung nötig, forderte der EWE-Chef in der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ vom Montag.

Die Vizechef der SPD-Bundestagsfraktion, Florian Pronold, kritisierte den Gipfel als „Showveranstaltung“, bei der die Interessen der Verbraucher unberücksichtigt blieben. Mit diesem Argument hatte auch der ADAC seine Teilnahme abgesagt. Die Allianz pro Schiene bemängelte, die Regierung setze Elektromobilität allein mit Elektroautos gleich. Dies sei ein „skandalöser Kniefall vor der Autolobby“. (afp)