Köln. .

Deutschlands Pharma-Riese Bayer gibt sich optimistisch. Bis 2012 rechnet der Konzern mit einem jährlichen Umsatzzuwachs von fünf Prozent. Wachstumsmotor soll insbesondere das Geschäft in den Schwellenländern Brasilien, Russland, Indien und China sein.

Deutschlands größter Chemie- und Pharmakonzern Bayer sieht sich trotz der noch nicht bewältigten Wirtschaftskrise für die nahe Zukunft gut gerüstet. Zu einem der Wachstumsmotoren der nächsten Jahre werde Bayer das Geschäft in den Schwellenländern Brasilien, Russland, Indien und China machen, sagte Vorstandschef Werner Wenning auf der Hauptversammlung am Freitag in Köln. In diesen sogenannten BRIC-Ländern, in den Bayer zuletzt 14 Prozent seines Konzernumsatzes einfuhr, sei „überproportionales Wachstum“ geplant.

Weitere Impulse sollen laut Wenning durch den Ausbau von Forschung und Entwicklung (F&E) kommen. Darin werde Bayer allein in diesem Jahr mit 2,9 Milliarden Euro soviel wie nie investieren. Diese Summe entspreche rund fünf Prozent der F&E-Ausgaben der gesamten deutschen Wirtschaft. Vor allem im Pharma-Geschäft sei die Pipeline gut gefüllt. Wichtigstes F&E-Projekt bei Bayer sei derzeit die Entwicklung eines neuen Blutgerinnungshemmers, der einen jährlichen Umsatz von bis zu zwei Milliarden Euro einfahren könne.

Tochterunternehmen Lanxess verkauft

„Wir wollen wieder wachsen“, gab Wenning nach den Umsatz- und Gewinnrückgängen des Krisenjahres 2009 die Richtung vor. Bis 2012 rechnet Bayer nun mit einem jährlichen bereinigten Umsatzzuwachs von fünf Prozent. Das bereinigte Ergebnis je Aktie soll in diesem Zeitraum um jährlich durchschnittlich zehn Prozent zulegen.

Für den 63-jährigen Wenning war es die letzte Hauptversammlung als Vorstandschef. Nach acht Jahren im Amt gibt er seinen Posten am 1. Oktober an den US-Niederländer Marijn Dekkers ab. Der 52-jährige Dekkers gehört seit Jahresanfang dem Bayer-Vorstand an und wird der erste ausländische Konzernlenker bei Bayer. Der Manager war zuletzt Chef des US-Laborgeräteherstellers Thermo Fisher Scientific.

Wenning hatte Bayer in seiner Amtszeit dem größten Umbau in der Geschichte des Konzerns unterzogen. Er verkaufte mit dem Tochterunternehmen Lanxess das Herzstück der stark konjunkturabhängigen Chemiesparte, die jetzt lediglich noch aus dem Kunststoffgeschäft (Material Sciences) besteht.

Lob vom Aufsichtsrat und Aktionärsvertretern

Mit dem Kauf des Pharmaunternehmens Schering baute Wenning zugleich die krisenfestere Gesundheitssparte aus, die jetzt rund die Hälfte zum Konzernumsatz und 70 Prozent zum bereinigten Betriebsergebnis vor Sondereinflüssen beiträgt. Auch das Pflanzenschutzgeschäft als dritte Konzernsparte wurde gestärkt. „Wir haben seit 2002 mehr als 43 Milliarden Euro für Akquisitionen und Verkäufe bewegt“, bilanzierte Wenning.

Aufsichtsrat und Aktionärsvertreter lobten gleichermaßen die Arbeit des scheidenden Vorstandschefs: „Sie haben markante und nachhaltige Spuren hinterlassen“, sagte Aufsichtsratschef Manfred Schneider. Dass die Börse die Entwicklung bei Bayer allein 2009 mit einem Kursplus der Aktie von 40 Prozent honorierte, freute die Aktionäre: „Sie sind der Warren Buffett vom Rhein“, verglich der Geschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, Marc Tüngler, Wenning mit dem US-Großinvestor.

Ende 2009 war Bayer mit einer Marktkapitalisierung von 46 Milliarden Euro zudem die Nummer drei unter den DAX-Konzernen - ein neuer Bestwert für Bayer. (ddp)