Athen/Essen. .
Die Furcht vor einer Staatspleite wächst: Die Griechen plündern ihre Konten; zu Ostern brach der Tourismus auf den Inseln ein; Anleger trennen sich von Staatspapieren. Das Sparpaket der griechischen Regierung gegen die gigantische Verschuldung droht zu verpuffen.
Im völlig überschuldeten Griechenland passiert jetzt offenbar, was die deutsche Bundesregierung im Herbst 2008 angesichts der Finanzkrise mit allen Mitteln verhindern wollte: Aus Angst, den Euro wieder abgeben zu müssen und ihr Geld zu verlieren, laufen die Bürger zu den Banken und plündern ihre Konten.
Nach Angaben der Bank von Griechenland sind die Einlagen bei den Geschäftsbanken zwischen Dezember und Februar von 271,3 auf 263,2 Milliarden Euro zusammengeschmolzen, ein Minus von 8,1 Milliarden. Im März habe sich der Trend fortgesetzt, so Athener Banker.
Viele Kunden lagern das Bargeld in Bankschließfächern ein, die inzwischen Mangelware geworden sind. Andere bringen die Gelder ins benachbarte Zypern, in die Schweiz oder nach Großbritannien. Marktbeobachter zögern allerdings, bereits von einer Kapitalflucht zu sprechen. Der Rückgang der Einlagen entspricht zwar immerhin fast 3,5 Prozent vom Bruttoinlandsprodukt. Schwankungen seien aber normal.
Anleger verkaufen Staatspapiere
Sollte sich der Trend aber fortsetzen, könnten die griechischen Banken in Liquiditätsschwierigkeiten kommen. Nach Angaben des Finanzministeriums haben die Banken am Mittwoch um die Freigabe von weiteren 17 Milliarden Euro aus dem 28 Milliarden schweren Rettungsfonds gebeten.
Gerüchte, die Athener Regierung wolle das Ende März mit der EU vereinbarte Nothilfe-Paket neu aushandeln, sorgten für einen Ausverkauf von griechischen Anleihen. Finanzminister Giorgos Papakonstantinou dementierte die Berichte zwar. Aber die Märkte bleiben nervös. Das EU-Paket, das den Griechen im Notfall bilaterale Kredite europäischer Länder und Darlehen des Internationalen Währungsfonds verspricht, sollte die Kurse der griechischen Staatsanleihen stützen. Doch die Hoffnung hat sich bislang nicht erfüllt.
Viele Anleger verkaufen die Staatspapiere. Die Folge: Die Kurse fallen und die Renditen steigen. Der Risikoaufschlag auf griechische Papiere erreichte so einen Höchststand mit fast sieben Prozent. Zu diesem Zinssatz müsste sich das Land Milliarden am Markt leihen.
Und es bringt die ersten negativen Folgen: gestiegene Benzinpreise, höhere Mehrwertsteuer und Gehaltskürzungen im öffentlichen Dienst machen Urlaubsreisen für viele Griechen unerschwinglich. Auch ausländische Gäste zögern. Tourismus-Firmen – die wichtigste Säule der griechischen Wirtschaft – berichten von Reservierungen deutlich unter Vorjahresniveau. Ihr Verband rechnet mit 15 Prozent weniger Umsatz.
Deutsche Urlauber bleiben Hellas bisher aber treu: „Griechenland-Reisen werden traditionell spät gebucht. Das Geschäft läuft erwartungsgemäß“, sagt Alexandra Hoffmann vom Reiseveranstalter Alltours. Der Duisburger Anbieter Schauinsland registriert gar ein deutliches Plus. „Nach einer Delle haben die griechischen Hotels bei der Qualität zugelegt“, so Andreas Rüttgers. Griechenland bleibe ein interessantes Ziel.