Mülheim. .

Als „pervers“ bezeichnet der der Vorstandsvorsitzende der Hochtief AG, Herbert Lütkestratkötter, die Situation nach der Finanzkrise.

Gleichzeitig hätten die Boni-Zahlungen an der Wall Street einen historischen Höchststand erreicht. Regelrecht abartig sei zudem, dass Spekulanten nun auf Staatspleiten wetten würden.

Durch die Kreditklemme und die Konjunktur-Flaute seien auch profitable und gut strukturierte Unternehmen von der Wirtschafts- und Finanzkrise betroffen, so Lutkestratkötter. „Ich habe die Krise nicht angerichtet. Nun muss ich aber trotzdem mehr dafür tun, dass unsere Arbeitsplätze sicher sind.“ Heftig wehrt er sich daher gegen die Pauschal-Verurteilung von Managern.

Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck führt die Turbulenzen in der Wirtschafts- und Finanzwelt auf eine tiefgreifende Orientierungskrise zurück. Die Missachtung des ordnungspolitisch wichtigen Haftungsprinzips und das nur kurzfristig ausgerichtete Gewinnstreben seien deren Ausdruck. Dass die Institute unablässig billiges Geld bereit gestellt hätten, was zu einem künstlichen Wachstum geführt habe, zeuge ebenfalls vom Fehlen eines inneren Kompasses. „Wir brauchen nun eine breite Debatte über Werte und Tugenden, die dem gesellschaftlichem Leben Orientierung geben“, fordert er.

Um die Krise zu überwinden sieht auch Lütkestratkötter Staat, Wirtschaft, Bürger und Kirchen gemeinsam in der Pflicht. „Das Gleichgewicht von Ökonomie, Ökologie und Sozialem muss wiederhergestellt werden.“ Die staatlichen Konjunkturprogramme seien wichtig und unverzichtbar gewesen. Dennoch könne allein die Parole„mehr Staat“ keine Lösung bieten. „Der Staat hat schon bewiesen, dass er es nicht kann“, so der Hochtief-Chef. Schließlich seien die Bankinstitute, die am stärksten staatlich reguliert waren, am deutlichsten in Schieflage geraten. Die Rolle des Staates sollte sich daher auf das Regel setzen und Überwachen im weiteren Sinne beschränken.