Berlin. .
Die Lohnungleichheit zwischen Männern und Frauen wird immer größer. Deutsche Frauen verdienen im Durchschnitt 23,2 Prozent weniger. Damit liegt Deutschland deutlich über dem EU-Durchschnitt von 18 Prozent. Die EU-Kommission kritisiert diese Entwicklung als nicht akzeptabel.
Die EU-Kommission kritisiert die hohen Einkommensunterschiede zwischen Männern und Frauen in Deutschland. „Frauen in Deutschland verdienen im Durchschnitt 23,2 Prozent weniger als Männer. Der EU-Durchschnitt liegt bei 18 Prozent. Das ist inakzeptabel“, sagte die neue EU-Kommissarin für Justiz und Grundrechte, Viviane Reding, der Tageszeitung „Die Welt“ (Freitagsausgabe). Damit ist die Lohnlücke noch größer als in den Vorjahren: 2007 lag sie bei 23,0 Prozent, 2006 betrug sie 22,7 Prozent.
“Allein in Deutschland könnte eine Beseitigung der Lohnunterschiede zu einem Anstieg von rund 30 Prozent des Bruttoinlandsprodukts führen“, erklärte die Kommissarin aus Luxemburg. Deutschland sei eines der wirtschaftlich am weitesten entwickelten Länder und sollte mit gutem Beispiel vorangehen. „Ich erwarte mehr Ambition und mehr Tatendrang.“ Reding kritisierte darüber hinaus, dass sich die Lohnunterschiede zwischen den Geschlechtern in den vergangenen 15 Jahren in der EU kaum verringert und in einigen Ländern sogar noch zugenommen hätten. „In der derzeitigen Krisensituation kann sich Europa eine solche Lohndifferenz nicht leisten.“ Gleicher Lohn für gleiche Arbeit sei eines der ältesten Rechte und Werte, die auch in den Europäischen Verträgen verankert sind.
Nur in vier EU-Ländern ist der Lohnunterschied größer
Reding kündigte an, möglichst schnell gegen die ungleiche Einkommensentwicklung von Männern und Frauen vorzugehen. „Zusammen mit den Mitgliedstaaten werde ich mich bemühen, die geschlechtsspezifischen Lohnunterschiede in der EU bis zum Ende meiner Amtszeit in dieser Kommission deutlich zu verringern“. Größer als in Deutschland ist das Gefälle beim Bruttostundenverdienst nur noch in Estland (letzter Wert von 2007 30,3 Prozent), Tschechien (26,2 Prozent), Österreich (25,5 Prozent) und den Niederlanden (letzter Wert von 2007: 23,6 Prozent).
Die europaweit geringsten Unterschiede zwischen den Verdiensten von Frauen und Männern gibt es den Statistikern zufolge in Italien (4,9 Prozent), Slowenien (8,5 Prozent), Rumänien und Belgien (jeweils 9,0 Prozent), sowie in Malta und Portugal (jeweils 9,2 Prozent). Diese Zahlen sind nicht bereinigt, daher lassen sich daraus keine Schlüsse über den Unterschied bei den Verdiensten von Männern und Frauen ziehen, die den gleichen Beruf, eine vergleichbare Tätigkeit und entsprechende Bildungsabschlüsse haben. Netto dürften die Unterschiede pro Stunde geringer ausfallen, da bei niedrigeren Einkommen die Steuern und Sozialabgaben niedriger sind. Auf den Monat gerechnet wirkt sich für Frauen wiederum negativ aus, dass sie häufiger in Teilzeit arbeiten. (afp/epd)