Gelsenkirchen.
Es war eine nüchterne Bestandsaufnahme: Das Ruhrgebiet hinkt im Wettbewerb mit anderen deutschen und europäischen Großstadtregionen hinterher. So lautete das Ergebnis einer Studie, die das Kölner Institut der deutschen Wirtschaft (IW) im Auftrag des Initiativkreises Ruhr erstellt und Ende 2009 veröffentlicht hatte.
Nun wollte der Initiativkreis, ein Zusammenschluss von rund 60 Unternehmen der Region, im Gelsenkirchener Schloss Horst über Konsequenzen aus dem vergleichsweise schlechten Abschneiden diskutieren.
IW-Chef Michael Hüther zog die Bilanz: „Das Ruhrgebiet gehört heute nicht zu den europäischen Spitzenregionen.“ Hüther verwies unter anderem auf die hohe Arbeitslosigkeit und eine zu geringe Abiturientenquote.
Der Studie zufolge ist das Ruhrgebiet 2009 im Rennen mit anderen Regionen zurückgefallen. Zwar habe das Revier in einigen Punkten Fortschritte im Vorjahresvergleich erzielt, doch hätten sich andere Großstädte besser entwickelt. „Es nützt nichts, wenn der eigene Zug schneller fährt, wenn die anderen das Tempo noch verschärft haben“, merkte Hüther an. In einer von WAZ-Wirtschaftsressortchef Thomas Wels moderierten Podiumsdiskussion forderte Hüther mehr Anstrengungen für Bildung und Forschung.
„Wir müssen das Bewusstsein für Defizite schaffen“, kommentierte Christoph Schmidt, der Präsident des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI), die Ergebnisse der Standortstudie. „Es gibt Licht und Schatten“, fügte der Wirtschaftsweise mit Blick auf den Zustand der Region hinzu.
Als Mutmacher zeigte sich Burkhard Schwenker, Ge-schäftsführer der Unternehmensberatung Roland Berger. „Industrielle Kompetenz zählt wieder“, sagte er. Dies sei eine Chance für das Ruhrgebiet – insbesondere dann, wenn die Region auf ihre Stärken wie die Energiewirtschaft, die Werkstoffindustrie und die Logistikbranche setze.
Gelsenkirchens Oberbürgermeister Frank Baranowski (SPD) mahnte: „Ich hoffe, dass sich der Ruhr-Index nicht zu einem weiteren Städte-Ranking entwickelt. Davon haben wir wahrlich schon genug.“
Warnende Worte kamen aus dem NRW-Wirtschaftsministerium. „Neben einem negativen Imageeffekt drohen gegenseitige Schuldzuweisungen. Darunter würde auch der Initiativkreis Ruhr leiden“, bemerkte Michael Henze, der Leiter der Abteilung Strukturpolitik im Ministerium.