Düsseldorf. .
Neben dem Schreibtisch von Ergo-Chef Torsten Oletzky befindet sich eine 170 Jahre alte Standuhr. Die historische Standuhr soll bleiben, auch wenn Oletzky gerade dabei ist, den Abschied von Traditionen im Konzern einzuläuten.
Was haben Sie eigentlich gegen Herrn Kaiser?
Oletzky: Wie kommen Sie darauf, dass ich etwas gegen Herrn Kaiser haben könnte?
Sie wollen die Marke Hamburg-Mannheimer abschaffen. Damit dürfte doch auch der Werbeträger seinen Job verlieren.
Richtig ist, dass wir die Versicherungsprodukte der Hamburg-Mannheimer künftig unter dem Namen Ergo anbieten. Ob wir auf Herrn Kaiser als Werbefigur verzichten, werden wir im Laufe der nächsten Wochen entscheiden. Herr Kaiser steht für die Hamburg-Mannheimer. Ob er auch die neue Marke vertreten sollte, wird gerade von unseren Marketing-Experten geprüft. Schließlich werden auch die Victoria und die ehemalige Karstadt-Quelle-Versicherung zukünftig unter der Marke Ergo auftreten.
Herr Kaiser war Deutschlands bekanntester Versicherungsvertreter. Schicken Sie ihn leichtfertig in Rente?
Davon kann keine Rede sein. Bekanntheit ist allerdings nicht alles. Eine Werbefigur muss zu allen Aktivitäten eines Unternehmens passen.
Sie geben Traditionsnamen auf und setzen auf eine in Deutschland relativ unbekannte Marke. Warum?
Wir haben jetzt gehandelt, da der Namensgeber unserer Karstadt-Quelle-Versicherungen in Schwierigkeiten geraten ist. Das hat auch unsere Kunden verunsichert. Für sie wird es mit der neuen Struktur wesentlich übersichtlicher. Darüber hinaus ist es klüger, die Kräfte zu bündeln und nicht jede einzelne Marke zu bewerben. Ein Werbeetat lässt sich viel effizienter auf eine Marke konzentrieren.
Sie haben auch in die Marke Victoria viel Geld gesteckt, nicht zuletzt als Sponsor von Schalke 04.
Das Geld war gut angelegt. Schalke 04 bleibt für uns ein wichtiger Partner. Seit Rückrundenbeginn ist im Stadion der Name Ergo zu sehen.
Dem Vernehmen nach ist Ihre Belegschaft verunsichert. Es bestehen Sorgen, dass Sie sich selbst das Wasser abgraben.
Vielen Beschäftigten sind unsere Marken ans Herz gewachsen. Insofern muss sich mancher erst mit der Entscheidung anfreunden. Das ist ganz normal. Ich spüre aber inzwischen viel Aufbruchstimmung.
Wenn Sie so überzeugt sind von der Ein-Marken-Strategie: Warum bleiben dann ihre Marken für Kranken-, Rechtsschutz- und Reiseversicherung - DKV, D.A.S und ERV - bestehen?
Hier gibt es eine andere Ausgangssituation. Diese drei Anbieter sind sehr spezialisiert auf eine einzelne Sparte und Marktführer auf ihrem jeweiligen Gebiet.
Sie haben einen Abbau von 1800 Arbeitsplätzen bis Ende 2010 angekündigt. Müssen sich die Beschäftigten auf weitere Einschnitte einstellen?
Erstens: Unser Ziel werden wir bis Ende 2010 ohne betriebsbedingte Kündigungen erreichen. Voraussichtlich werden wir ähnlich viele Azubis übernehmen wie in den vergangenen Jahren.
Zweitens: Bis 2012 haben wir mit der Arbeitnehmerseite einen Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen vereinbart. Das Wort gilt.
Drittens: Wir sind nun gut aufgestellt und benötigen keine weiteren Programme. Aber Effizienz-verbessernde Maßnahmen stehen immer auf unserer Tagesordnung.
Victoria ist die Siegesgöttin. Das lateinische Wort „ergo“ bedeutet schlicht „also“. Verschlechtern Sie sich nicht?
Nein, gar nicht. Ich bin sehr zufrieden mit unserem Namen. Er ist eingängig und funktioniert weltweit, wie wir auf unseren ausländischen Märkten bewiesen haben. Nun bietet sich auch in Deutschland die Chance, uns als Marke neu zu positionieren.