Essen. .
Eigentlich boomt die Musical-Branche. Der Starlight Express erwartet den 13-millionsten Gast und auch anderenorts kommen die Besucher in Scharen. Nur in Essen nicht: Deshalb gibt der Stage-Konzern Essener Colosseum als Spielstätte auf. Konzepte in anderen Städten sind erfolgreicher.
Für die Musical-Spielstätte Colosseum in Essen fällt im Juli der letzte Vorhang. Der Misserfolg für das Stück „Buddy“ ist aber offenbar nicht symptomatisch für die Musicalbranche in Nordrhein-Westfalen. Andere Häuser sehen sich trotz Wirtschaftskrise auf der Erfolgsspur. Nicht aber in Essen: „Heute ist ein ganz, ganz schwarzer Tag“, sagt Johannes Mock- O’Hara. Er ist Geschäftsführer von Stage Entertainment Deutschland, die „Buddy“ im Colosseum betreibt. Den knapp 100 Mitarbeitern teilte Mock-O’Hara gestern mit, dass der Inszenierung im Sommer keine weitere folgen. Stage stellt den Musicalbetrieb wegen Erfolglosigkeit ein.
Dabei hatte die Erfolgsstory von Stage Deutschland in der ehemaligen Industrie-Halle im Westen der Essener Innenstadt begonnen. Seine Wehmut vermochte der Stage-Chef bei der gestrigen Pressekonferenz deshalb auch nicht zu verbergen: „Hier steckt so viel Herzblut drin. Aber wir haben es nicht geschafft, den Spielbetrieb in Essen profitabel zu machen. Und wir sehen keine Perspektive.“
Erfolg nur mit Elisabeth
Die Bilanz ist ernüchternd: Nur mit dem ersten Musical „Elisabeth“ habe Stage schwarze Zahlen geschrieben. Mit weiteren Produktionen wie „Ich will Spaß“, „Phantom der Oper“ oder „Mamma Mia“ verlor der Konzern Millionen. Ein paar Kilometer weiter – in Oberhausen – ist die Musical-Welt von Stage dagegen noch in Ordnung. Das Metropol Theater am Einkaufszentrum Centro läuft deutlich besser als das Colosseum. Mock-O’-Hara macht dafür das größere Einzugsgebiet verantwortlich. Die Hälfte der Oberhausener Besucher komme von auswärts und nehme Anfahrtswege von 50 Kilometern und mehr in Kauf. Deutschlandweit hat die Stage Holding 1800 Mitarbeiter in zehn Theatern und der Hamburger Zentrale. Voriges Jahr machte das Unternehmen 326 Millionen Umsatz.
„Man braucht das richtige Stück am richtigen Standort“, meint Maik Klokow, Geschäftsführer und Gesellschafter des viel kleineren Wettbewerbers „Mehr Entertainment“. Er betreibt den Starlight Express in Bochum, das Capitol Theater in Düsseldorf und den Musical Dome in Köln – und macht jährlich 35 Millionen Euro Umsatz. Bis Anfang 2008 war Klokow Chef der Stage Entertainment und baute das Colosseum in Essen wieder auf. Das hatte zuvor die Hamburger Stella AG dicht gemacht.
„Das richtige Thema hat man an dem Standort nicht gefunden“, räumt Klokow ein. An den anderen Musical-Spielstätten in NRW sei das besser gelungen. „Gute Produkte verkaufen sich gerade in der Krise, die auch an unserer Branche nicht spurlos vorbei gegangen ist“, sagt der Chef von „Mehr Entertainment“. Er nennt an erster Stelle das Musical Starlight Express in Bochum, das Anfang März nach knapp 22 Jahren ohne Betriebsunterbrechung den 13-millionsten Besucher erwartet. Nach Angaben des Produzenten schaffte es Starlight Express mit dieser Standort-Treue ins Guinness-Buch der Rekorde. Jährlich locken die Rollschuhfahrer 450 000 Besucher an.
Ganz anders sehen die Konzepte an den beiden weiteren Spielstätten aus: In Köln konzentriert sich „Mehr Entertainment“ auf die Vermietung des Musical Dome, der gerade „Hairspray“ zeigt. Das Capitol Theater in Düsseldorf hat sich als Tournee-Theater etabliert.
Marientor zu verkaufen
Weniger erfolgreich verlief da die Geschichte des Theaters am Marientor in Duisburg. Das Musical „Les Miserables“ hielt nur von Januar 1996 bis November 1999 durch. Inzwischen gehört die Immobilie am Rande des Duisburger Rotlichtviertels der städtischen Wohnungsgesellschaft Gebag und wird von der kommunalen Marketinggesellschaft bespielt.
Wegen leerer Kassen will die Stadt Duisburg das Haus nun verkaufen und die Mietzahlungen an die Marketing GmbH Ende 2011 einstellen. Marketing-Chef Uwe Gerste spricht von „schwierigen Rahmenbedingungen“, obwohl das Theater am Marientor mit Fernsehaufzeichnungen und Kulturveranstaltungen mit bis zu 100 000 Besuchern jährlich gut ausgelastet sei. „Kulturstätten können nur mit kommunalen Zuschüssen überleben.“