München. .
Sein gescheiterter VW-Übernahmeplan bringt Ex-Porsche-Chef Wiedeking im Nachhinein einen - wenn auch wenig schmeichelhaften Titel ein: Die Aktionärsschützer vom SdK kürten ihn im Schwarzbuch Börse zum Großmeister des Misslingens. Auch Arcandor und Escada bekommen ihr Fett weg.
Managementfehler, Pleiten, missglückte Übernahmen und Enteignungen: Nach Meinung der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger ist 2009 ein schwarzes Jahr für die Anleger gewesen. Es habe eine „Spur der Vernichtung“ gegeben, kritisierte die SdK bei der Vorstellung ihres „Schwarzbuchs Börse 2009“ am Montag in München. Besonders heftig kritisierten die Aktionärsschützer die Unternehmensführung von Arcandor und Escada. Massive Managementfehler trügen dort mit Schuld an den Insolvenzen, erklärte der SdK-Vorsitzende Klaus Schneider.
Zum „Großmeister des Misslingens“ rief die SdK den ehemaligen Porsche-Chef Wendelin Wiedeking aus. Dieser war 2009 mit seinem Plan Volkswagen zu übernehmen gescheitert und hatte Porsche damit in große Bedrängnis gebracht. Dieser Fall verdeutliche zwei Erkenntnisse aus der Krise, erklärte die SdK: „Keine große Chance ohne großes Risiko“ und „Du sollst dein Management nicht nach kurzfristigen Maßstäben vergüten.“
Porsche sei „ein Paradebeispiel für eine missratene Vergütungsstruktur“. Das System beim Sportwagenbauer habe völlig falsche Anreize geschaffen. So habe Wiedeking nur zwei Monate bevor Porsche am Rande der Pleite gestanden habe, für kurzfristige Gewinne noch eine Vergütung von geschätzt 80 Millionen Euro erhalten. Dies sei „ein Wahnsinn“, erklärte die SdK.
Aktionärsrechte über Bord
Kritik übte die SdK erneut an der Verstaatlichung der Hypo Real Estate. Das Gesetz dazu trage nicht zur Bewältigung der Krise bei, sondern sei „Teil der Spur der Vernichtung“. Damit werde versucht, „Aktionärsrechte im Fall HRE wohl schneller über Bord zu werfen als es das Grundgesetz erlaubt“.Vieles, was Banken Anlegern anbieten, beurteilt die SdK skeptisch. So sei der Zertifikate-Markt weiterhin problematisch. Dort habe man aus der Krise nichts gelernt. Vor allem die aus ihrer Sicht intransparenten Kostenstrukturen, kritisierte die SdK. Der durchschnittliche Anleger sei damit vollkommen überfordert.
Auch bei Aktienfonds sehen die Anlegerschützer Probleme. So gebe es immer häufiger eine sogenannte Performance Fee, eine Gebühr, die greife, wenn sich der Fonds besser entwickle als ein vergleichbarer Index oder eine vorher festgelegte Hürde. Sie könne 5 bis 25 Prozent des Gewinns ausmachen. Dies sei „schon vom Konzept her eine Dreistigkeit“, kritisierte die SdK. Der Fondsmanager werde schließlich bereits mit der Verwaltungsgebühr dafür bezahlt, besser zu sein als der Vergleichsindex. So werde der Anleger gemolken. (apn)