Meschede-Grevenstein. .

Die Fußball-WM kurbelte den Umsatz der deutschen Brauereien an. Veltins schaffte fast den Rekordwert von 2006. Bitburger, als Sponsor der deutschen Nationalmannschaft, konnte 6,4 Prozent zulegen.

Als Mesut Özil am 24. Juni in der 60. Minute aus 18 Metern den Ball ins Tor der ghanaischen Nationalmannschaft drischt, jubelt ganz Deutschland. Besonders laut war der Jubel allerdings im sauerländischen Grevenstein. Dort am Stammsitz der Brauerei Veltins weiß man: Der Absatz von weiteren 50 000 bis 80 000 Kästen Bier ist gesichert.

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Von DerWesten

Nirgends, so das Urteil des Generalbevollmächtigten Mi­chael Huber bei der Veltins-Halbjahres-Konferenz, habe eine Brauerei die Resonanz der Weltmeisterschaft 2006 so genau analysiert wie die aus Grevenstein. Logistik und Abfertigungsanlagen wurden für 20 Millionen Euro aufgerüstet. Resultat: Trotz gestiegener Nachfrage musste der Bier-Lkw im Schnitt nur 34 Minuten an der Rampe stehen, dann ging es schon wieder zum Kunden. Auf diese gute Vorbereitung führt es Huber auch zurück, dass Veltins im ersten Halbjahr mit einem Plus bei Bier und Biermix-Getränken von 6,3 Prozent nur minimal hinter dem Spitzenreiter Bitburger liegt. Bitburger, als Sponsor der deutschen Nationalmannschaft bei der WM stark präsent, konnte 6,4 Prozent zulegen.

Auch andere Premium-Brauereien profitierten vom Fußball-Boom und dem Supersommer 2010. Die Siegerländer Brauerei Krombacher machte ein Plus von 2,8 Prozent, König aus Oberhausen 2,5 Prozent, Radeberger 2 Prozent, Jever immerhin noch 0,2 Prozent. Die Warsteiner verlor allerdings 1,8 Prozent, Beck’s verlor sogar 6,5 Prozent.

Positiver Trend durch bessere Grundstimmung

Den langfristigen positiven Trend führt die Veltins-Spitze auf die allgemein wieder bessere Grundstimmung in Deutschland zurück. Wobei, so die Absatzanalyse, Verwerfungen in der Politik schon fast so auf den Bierdurst schlagen wie eine verregnete Woche oder eine Niederlage der DFB-Elf.

Im Gegenzug startet Bier als Getränk für das Wir-Gefühl durch. Was in den Großstädten das Public Viewing sei, etablierte sich in den kleinen Städten und Dörfern Deutschlands als „Rudelgucken“. Günstige Großbild-Fernseher beschleunigten diesen Trend, den es 2006 noch nicht in dem Umfang gab. Abzulesen ist diese Entwicklung daran, dass der Veltins-Mehrwegkasten für Zuhause mit einem Plus von 7,9 Prozent der Gewinner der Fußball-WM war. Zumindest aus Sicht der Sauerländer Brauer.

So schrammte Veltins beim Absatz im Juni an ihrem bisherigen Rekord-Monat Juni 2006 vorbei. 600 Hektoliter fehlten zum Wert aus der Zeit, als die WM im eigenen Land stattfand und deshalb auch Biertrinker aus anderen Ländern zu Gast bei Freunden waren.

Dass die nächste WM an die Umsatzzahlen von 2006 und 2010 anschließt, erwarten die Brauer allerdings nicht. Viele Spiele werden aufgrund der Zeitverschiebung zu Brasilien nach mitteleuropäischer Zeit mitten in der Nacht stattfinden.

„Aber“, hofft Huber, „die Menschen haben jetzt Freude an gemeinsamen Aktionen gefunden. Vielleicht treffen sie sich jetzt ja bei Formel-Eins-Rennen, zu Sex-and-the-City-Abenden oder wenn der European Song Contest läuft.“

Sorge bereitet ihm, dass sich die Menschen immer seltener in Kneipen treffen. Die Volksabstimmung in Bayern, so Huber, sollte nicht dazu genutzt werden, nun auch in NRW beim Nichtraucherschutz nachzubessern. „Wir haben hier einen Weg gefunden, der in Ordnung ist. Die Politik sollte nicht daran herumwerkeln“. Dies würde nur für neue Verwirrung bei den Kneipengängern sorgen.