Essen. .
Der Insolvenzverwalter der Warenhaus-Kette Karstadt kann mit einem Millionen-Honorar für seine Tätigkeit bei der Essener Traditionsfirma rechnen.
Für die Betreuung von Karstadts Pleiteverfahren erhalte Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg wohl mehr als 50 Millionen Euro, meldete die „Süddeutsche Zeitung“ gestern unter Berufung auf Verhandlungskreise. Ein Sprecher Görgs wollte diese Summe auf Anfrage nicht bestätigen.
Die Vergütung des Insolvenzverwalters steht erst nach dem Ende eines Insolvenzverfahrens fest. Bei Karstadt und dessen Mutterkonzern Arcandor (einst KarstadtQuelle) kann das noch Jahre dauern. Görg ist Insolvenzverwalter von fast 40 Arcandor-Tochtergesellschaften.
Gesetzlich geregelt
Willkürlich kann Görg seine Vergütung nicht festlegen. Dafür sorgt ein Gesetz mit dem sperrigen Namen „Insolvenzrechtliche Vergütungsordnung“. Maßstab ist die Insolvenzmasse, also alles, was man in einem Pleiteunternehmen noch zu Geld machen kann. Das können Ansprüche und Forderungen sein, aber auch Gebäude oder Fahrzeuge. Wird eine Pleitefirma dagegen verkauft, ist der Verkaufserlös ein wesentlicher Teil der Insolvenzmasse, erklärt ein Sprecher des Verbands der Insolvenzverwalter Deutschlands (VID).
Der deutsch-amerikanische Investor Nicolas Berggruen will Karstadt kaufen. Er muss sich aber noch mit Karstadts Hauptvermieter Highstreet über Mietsenkungen einigen.
Zu- und Abschläge sind möglich
Zurück zum Vergütungsgesetz: Paragraf 2 legt fest, wie viel ein Insolvenzverwalter „in der Regel“ erhält. Von den ersten 25 000 Euro der Insolvenzmasse bekommt er 40 Prozent, also 10 000 Euro. Je höher der Wert der Insolvenzmasse ist, desto stärker schrumpft der Prozentsatz für den Insolvenzverwalter. Unter dem Strich bedeutet das aber immer noch: Je größer die Insolvenzmasse, desto höher die Vergütung.
Zu- und Abschläge sind möglich, sie regelt Paragraf 3. Zuschläge gibt es zum Beispiel, wenn das Insolvenzverfahren sehr komplex und zeitaufwendig ist – Abschläge, wenn dem nicht so war. Die Pleite der Arcandor-Mutter Karstadt gilt als eine der größten Insolvenzen der Bundesrepublik Deutschland.
In USA gibt es einen Stundenlohn
Die Vergütung fließt nicht komplett in die Tasche eines Insolvenzverwalters. Er muss davon auch sein Team bezahlen: Anwälte, Wirtschaftsprüfer und Experten, die beim Pleitefall mitarbeiten. Karstadt- und Arcandor-Insolvenzverwalter Görg hat laut seinem Sprecher ein Kernteam von 15 bis 20 Anwälten, das seit über einem Jahr nur mit der Insolvenz beschäftigt ist. Bei Bedarf würden Immobilien-, Arbeits-, Vertrags- oder Markenrechtler hinzu geholt.
In den USA ist die Vergütung dagegen nicht gesetzlich geregelt, betont ein Sprecher des Branchenverbands VDI. Dort erhielten die Pleiteexperten einen Stundenlohn. Der Insolvenzverwalter der US-Investmentbank habe bisher 262 Millionen US-Dollar (215 Mio Euro) erhalten, der Insolvenzverwalter der Opel-Mutter General Motors 230 Millionen Dollar.
Gericht muss Vergütung billigen
In Deutschland müssen die Gläubigerversammlung und das für die Insolvenz zuständige Gericht die Vergütung des Insolvenzverwalters – er vertritt die Interessen der Gläubiger – billigen. Wie viel diese überhaupt noch von ihren Forderungen erhalten, hängt von der Insolvenzmasse ab – aus der zuerst der Insolvenzverwalter bezahlt wird. Die Gläubiger haben also selbst ein Interesse daran, dass der Insolvenzverwalter eine gesetzesgemäße, nicht unangemessen hohe Vergütung erhält.