Essen. .

Gute Nachrichten aus der Wirtschaft: Die Konjunkturerholung nach der Krise ist offenbar kräftiger und nachhaltiger als bisher erwartet. Führende Wirtschaftsinstitute haben ihre Prognosen für das laufende Jahr angehoben.

Die deutsche Wirtschaft erholt sich schneller von der Rezession als erwartet: Das Münchner ifo-Institut und das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) in Essen hoben am Mittwoch ihre Prognosen für das laufende Jahr an. Zudem entwickelte sich auch das von der Nürnberger GfK ermittelte Konsumklima stabil.

Das ifo-Institut erhöhte seine Wachstumsprognose für das laufende Jahr um 0,4 Punkte auf 2,1 Prozent. Das sei „eine stolze Zahl. Das haben wir lange nicht so gehabt“, sagte Ifo-Chef Hans-Werner Sinn. Die deutsche Wirtschaft profitiere dank ihrer Exportorientierung besonders von der weltwirtschaftlichen Erholung. Auch für 2011 hob er die Prognose an und erwartet jetzt 1,5 Prozent Wachstum. Vor einem halben Jahr hatte das ifo-Institut noch 1,2 Prozent vorhergesagt.

Das RWI korrigierte seine Wachstumsprognose um 0,5 Punkte nach oben auf 1,9 Prozent. Für das kommende Jahr rechnen die Experten mit einem Wachstum von 1,7 Prozent. Auch das RWI sieht den Export als entscheidenden Motor. Er habe von einem unerwartet kräftigen Wachstum des Welthandels und der Abwertung des Euro profitiert. Von der Binnennachfrage würden hingegen nur geringe Impulse ausgehen.

Entspannung am Arbeitsmarkt

Die verbesserten Einschätzungen der Experten machen sich auch deutlich bei ihren Prognosen für den Arbeitsmarkt bemerkbar. Das ifo-Institut erwartet jetzt für 2010 einen Rückgang der Jobsuchenden um 190.000 auf im Schnitt 3,23 Millionen. 2011 soll die Arbeitslosigkeit weiter sinken - auf dann 3,04 Millionen. Das würde Arbeitslosenquoten von 7,4 beziehungsweise 7,0 Prozent bedeuten. In seiner Prognose aus dem Dezember hatte das Institut für 2010 noch einen Anstieg der Arbeitslosigkeit auf 3,6 Millionen Menschen ohne Job prognostiziert.

Das RWI erwartet dagegen erst im kommenden Jahr eine deutliche Entspannung - die durchschnittliche Arbeitslosenquote werde 2011 von 7,8 Prozent auf 7,4 Prozent sinken.

Positiv dürfte sich auch die aktuelle Entwicklung der Konsumlaune auf die Wirtschaft auswirken. Der von der Nürnberger GfK erhobene Konsumklimaindex für Juli hielt sich - gestützt von einer durch die Fußball-WM ausgelösten Sonderkonjunktur - stabil bei 3,5 Punkten. Die Menschen kauften Trikots, Flachbildschirme und Nahrungsmittel für Partys. „Wenn Schweinsteiger Tore für Deutschland schießt, ist das auch unmittelbar gut für den Konsum“, sagte GfK-Chef Klaus Wübbenhorst. „Solche Großereignisse sind immer ein kleiner Konjunkturmotor.“

Sorgen machten sich die Menschen dagegen über die Entwicklung ihres Einkommens. Sie befürchten laut GfK, die finanziellen Lasten der Haushaltskonsolidierung so gut wie alleine tragen zu müssen.

Wirtschaftsforscher halten Sparpaket für richtig

Die Wirtschaftsforscher betonten dagegen, das Sparpaket der Bundesregierung sei notwendig und richtig. „Wann, wenn nicht jetzt, ist die Zeit gekommen, die Budgets zu konsolidieren?“, sagte Sinn. „Solide Finanzen sind die Grundvoraussetzung dafür, dass wir eine langfristig prosperierende Wirtschaft haben.“ Verschuldung trage dagegen zu Verunsicherung bei.

Auch die Experten des RWI sehen die Lage der öffentlichen Haushalte mit Sorge. Sie mahnten, das geplante Sparprogramm müsse zeitnah umgesetzt werden. Es sei nicht zu erwarten, dass die Sparbemühungen einen neuerlichen Abschwung auslösen würden. (apn)