Brüssel. .

Nährwertangaben für Lebensmittel werden in der EU künftig Pflicht . Allerdings lehnte der Parlamentsausschuss eine flächendeckende Ampelkennzeichnung ab. Jeder EU-Staat solle selber entscheiden, ob er die umstrittene Ampel einführe oder nicht.

Lebensmittelverpackungen müssen in der EU künftig den Verbraucher detailliert über Nährwerte informieren, jedoch nicht unbedingt in den Ampelfarben rot, gelb oder grün. Dafür sprach sich am Dienstag im Europaparlament der federführende Umweltausschuss aus. Demnach soll es den einzelnen EU-Staaten vorbehalten bleiben, ob sie die umstrittene Ampelkennzeichnung einführen oder nicht.

Dem Verordnungsentwurf zufolge soll auf den Etiketten von Nahrungsmitteln künftig gut sichtlich der Brennwert in Kalorien pro 100 Gramm angegeben werden. Obligatorisch sollen außerdem Angaben über den Gehalt an Fett, ungesättigten Fettsäuren, Kohlehydraten, Eiweiß und Ballaststoffen werden - mit besonderem Hinweis auf Zucker und Salz. Das Ausschussvotum gilt als wegweisend für die im Mai geplante Abstimmung im Plenum. Das Europaparlament und der Ministerrat entscheiden in der Frage gemeinsam.

Geplant sind auch obligatorische Hinweise auf industriell hergestellte so genannte Transfette, die als besonders gesundheitsschädlich gelten. Für tierische Produkte sowie Gemüse und Obst muss zudem die Herkunft angeben werden. Außerdem sollen die Hinweise für Allergiker verbessert werden. Die Angaben über Fett- und Zuckergehalt - etwa in Keksen und Müslis - sollen insbesondere helfen, gegen die wachsende Fettleibigkeit bei Kindern anzukämpfen.

Am Widerstand der Konservativen gescheitert

Die geplante Neuregelung sei „ein Fortschritt für die Verbraucher“, betonte die SPD-Expertin für Gesundheitsschutz, Dagmar Roth-Behrendt. Nicht akzeptabel sei allerdings, dass eine Kennzeichnung von alkoholischen Getränken am Widerstand der Konservativen gescheitert sei. „Viele Verbraucher wissen gar nicht, wie viele Kalorien ein Glas Wein enthält.“

Die so genannte Ampelkennzeichnung für den Gehalt an Zucker, Salz und Fett mit rot (hoch), gelb (mittel) und grün (gesundheitlich unbedenklich) fand im Ausschuss hingegen keine Mehrheit. Vor allem Linke und Grüne waren für diese Lösung. Der Vorschlag scheiterte aber am Widerstand von Konservativen und Liberalen. „Hier hat die Lobby der Nahrungsmittelindustrie gesiegt“, bedauerte die deutsche Grüne Rebecca Harms. Insgesamt würden die neuen Vorschriften aber mehr Klarheit für den Verbraucher bringen.

Enttäuscht äußerte sich der Europäische Verbraucherverband (BEUC) in Brüssel. Mit dem Verzicht auf die Ampelkennzeichnung sei „wieder einmal eine Chance auf gesündere Entscheidungen verpasst worden“. Es gebe in Europa immer mehr fettleibige Menschen und immer mehr Verbraucher wollten sich heute gesünder ernähren.

Bevormundung des Verbrauchers?

Begrüßt wurde das Votum vom Bundesverband der Süßwarenindustrie. Das Votum im Ausschuss bestätige die „Kritik der Wissenschaft an der Ampelkennzeichnung“, heißt es in einer Mitteilung des Verbandes.

In Deutschland hatten Verbraucherschützer und Kinderärzte die leicht verständliche Kennzeichnung in den Ampelfarben gefordert. Die Lebensmittelwirtschaft kritisiert hingegen, diese Lösung würde den Verbraucher bevormunden.

Die großen Hersteller kennzeichnen ihre Produkte seit vier Jahren freiwillig mit dem sogenannten GDA-Nährwertkompass, der anhand einer Portionsgröße (eine Scheibe Käse etwa) zeigt, wie viele Kalorien, Salz, Zucker und Fett ein Produkt enthält, und wieviel Prozent diese Kalorien und Nährstoffe am Tagesbedarf einer erwachsenen Frau ausmachen. (afp)