Washington. .
Ben Bernanke ist für eine zweite Amtszeit als Chef der amerikanischen Notenbank Federal Reserve wiedergewählt worden. Präsident Obama zeigte sich mit der Senats-Entscheidung zufrieden. Bernanke steht wegen des Rettungspakets für Großbanken in der Kritik.
Der Chef der US-Notenbank Federal Reserve (Fed), Ben Bernanke, ist trotz Kritik an seiner Arbeit für eine zweite Amtszeit bestätigt worden. Er wurde am Donnerstag im Senat mit 70 zu 30 Stimmen wiedergewählt. Das ist das knappste Ergebnis, das ein Kandidat für den Fed-Vorsitz je erzielt hat. Kritiker werfen Bernanke vor, in der Finanzkrise mit seinen Stabilisierungsmaßnahmen überzogen zu haben. Seine Befürworter argumentieren dagegen, ohne ihn wäre es noch viel schlimmer gekommen. Ungewöhnliche Situationen verlangten auch ungewöhnliche Mittel, sagte der Fed-Chef selbst unlängst dazu.
Obama erfreut über die Wiederwahl
Der damalige US-Präsident George W. Bush hatte Bernanke im Jahr 2006 als Nachfolger von Alan Greenspan an die Spitze der Federal Reserve geholt, Amtsinhaber Barack Obama nominierte ihn für eine zweite Amtszeit. Obama äußerte sich am Donnerstag zufrieden über Bernankes Wiederwahl. Der Notenbankchef habe während der Finanzkrise «Klugheit und eine ruhige Führung» bewiesen, sagte der Präsident. Obwohl es inzwischen Zeichen für eine Erholung der Wirtschaft gebe, brauche er Bernankes Hilfe für den bevorstehende Wiederaufbau.
In der aktuellen Situation hatte der 56-Jährige aus der Weltwirtschaftskrise der 1930er seine Schlüsse gezogen und eine Reihe neuartiger und wagemutiger Programme aufgelegt, um der Kreditklemme entgegenzuwirken und die Darlehensvergabe anzustoßen. Er stimmte die Rettungsaktionen mit den Zentralbanken in Übersee ab und setzte den Leitzins in den USA auf nahezu Null. Zusammen mit dem 787 Milliarden Dollar schweren Rettungspaket trug dies schließlich dazu bei, dass die US-Wirtschaft allmählich auf dem Weg der Besserung ist. Dennoch dürfte die Arbeitslosenquote in den USA noch weiter ansteigen, Fachleute sehen außerdem die Gefahr einer neuen Spekulationsblase.
Unmut über Rettungspaket für Wall Street
Der Öffentlichkeit stieß besonders das Rettungspaket für die Wall Street sauer auf, während die Normalbürger die Krise zu spüren bekamen. Milliardensummen für Finanzkonzerne, die unverdrossen immense Boni auszahlten, brachten die Volksseele zum Kochen. Und sie verstärkten Befürchtungen, dass die Maßnahmen der Fed zu weiteren waghalsigen Spekulationen anstacheln könnten.
Als Reaktion darauf wollen einige Abgeordnete der Fed nicht nur Beschränkungen auferlegen, sondern sie auch strenger überprüfen lassen. Bernanke allerdings verwahrt sich gegen politische Einflussnahme und pocht auf die Unabhängigkeit der Notenbank in der Zinspolitik. (apn)