Berlin. .

Die Bundesregierung streicht die Förderung von Solarstromanlagen zusammen. Schon bald soll es nochmals 15 Prozent weniger Vergütung geben. Die Förderung war bereits am Jahresanfang gekürzt worden. Von Umweltverbänden und aus dem Osten kam heftige Kritik.

Die Bundesregierung will die Vergütung für Solarstromanlagen noch in diesem Jahr generell um 15 Prozent zusätzlich kürzen. Diese Änderung soll für Dachanlagen zum 1. April und für Anlagen auf Freiflächen zum 1. Juli in Kraft treten, wie Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) am Mittwoch in Berlin ankündigte. In den kommenden Jahren soll sich die Förderung an dem Markterfolg der Solarbranche ausrichten. «Dadurch wollen wir die Zukunft der Photovoltaik in Deutschland auf eine verbesserte, verlässliche Grundlage stellen», sagte Röttgen. «Die Kürzung der Subvention ist ein Ausdruck von Erfolg.»

Freiflächenanlagen werden unattraktiver

Eine Ausnahme bei der einmaligen Förderungskürzung gilt nach den Worten des Umweltministers für Solaranlagen auf Ackerflächen: Hier betrage die zusätzliche Kürzung 25 Prozent. Dadurch sollten Nutzungs- und Landschaftskonflikte beseitigt werden, sagte Röttgen. Demnach liegt der Anteil der Solaranlagen auf Ackerflächen an der Stromerzeugung aus Sonne in Deutschland bei derzeit 18 Prozent. Stärker gefördert werden dagegen soll demnach der Eigenverbrauch des Stroms aus Dachanlagen. Zu Jahresbeginn war die Förderung für neue Solarstromanlagen dem Erneuerbare-Energien-Gesetz gemäß bereits um rund zehn Prozent gekürzt worden, Anfang 2011 ist eine weitere Kürzung um zehn Prozent geplant.

Als neuen «Zielkorridor» für den Ausbau der Solaranlagen nannte Röttgen für dieses Jahr die Marke von 3000 zusätzlichen Megawatt, anstatt wie bislang 1700 Megawatt. An diesem Ziel soll sich demnach auch die Anpassung der weiteren Förderung orientieren: Wird diese Marke übertroffen, sinkt im kommenden Jahr der Fördersatz. Beim Erreichen von 3500, 4500 und 5500 Megawatt werden die Subventionen im kommenden Jahr um jeweils 2,5 Prozent zusätzlich gekürzt. Liegt der Neubau jedoch unter den Erwartungen, wird der Fördersatz bei 2500, 2000 und 1500 Megawatt jeweils um 2,5 Prozent erhöht, um die Branche wieder zu stärken.

Dynamische Streichung

Anfang Oktober soll die Bundesnetzagentur Bilanz ziehen und anhand der neu installierten Anlagen den Fördersatz für das kommende Jahr bekanntgeben. Mit diesem «marktflexiblen Anpassungsmechanismus» soll nach den Worten Röttgens erreicht werden, dass der Anteil der Photovoltaik an der Stromerzeugung in Deutschland von derzeit einem Prozent auf bis zu fünf Prozent im Jahr 2020 anwächst.

Die Bundesregierung aus Union und FDP will eine «Überförderung» der Solarbranche vermeiden. Die Kosten für die Solarsubventionen waren in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen, da Verbraucher und Unternehmen deutlich mehr Solarstromanlagen installierten als ursprünglich geschätzt. Verbraucherschützer forderten daraufhin kräftige Kürzungen, da die Kosten für die Förderung auf alle Stromkunden umgelegt werden. Die Solarbranche warnte hingegen vor drastischen Kürzungen und bot einen einmaligen zusätzlichen Subventionsabbau in diesem Jahr von rund fünf Prozent an.

Kritik an zu schneller und zu hoher Kürzung

Der Bundesverband Erneuerbare Energie wies den Vorschlag des Ministers als völlig überzogen zurück. «Die jetzt vorgeschlagenen Kürzungen bedrohen die deutsche Solarindustrie in ihren Grundfesten und damit den Aufbruch ins Regenerativzeitalter», erklärte der BEE. Der Bundesverband Solarwirtschaft befürchtet eine «Insolvenzwelle in der Zukunftsbranche Photovoltaik und den Verlust zehntausender Arbeitsplätze».

Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) warnte in einem Schreiben an Röttgen vor einem zu raschen Abbau der Subventionen. Zwar müsse eine Überförderung vermieden werden, jedoch müssten die «Anpassungen mit Augenmaß erfolgen». Bereits getätigte «Investitionen in Forschungskompetenzen und international wettbewerbsfähige Produkte und Unternehmen dürfen nicht entwertet werden». In Sachsen sei die Photovoltaik eine «Schlüsselindustrie», hob Tillich hervor.

Auch vom Naturschutzbund Deutschland kam Kritik. Es sei richtig, dass die Vergütungssätze für Solarstrom den gesunkenen Preisen für Photovoltaik-Anlagen angepasst würden. «Doch die geplanten Einschnitte kommen zu plötzlich und sind zu hoch. Sie gefährden den weiteren Ausbau der Solarenergie in Deutschland», meinte NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller.

Die wichtigsten Fragen zum Thema Solar

Bislang galt eine Solaranlage auf dem Dach oft als lohnenswerte Geldanlage. Denn der Staat garantiert, dass der Sonnenstrom langfristig zu einem festen Preis abgekauft wird. Nun kann nur, wer sich schnell entscheidet, noch in den Genuss höherer Subventionen kommen.

Sind Solaranlagen für jedes Haus geeignet?


Solaranlagen gibt es in jeder Größe, auch für Ein- oder Zweifamilienhäuser. Wichtiger als die Größe des Hauses ist: Das Dach sollte nach Süden ausgerichtet und nicht von Bäumen überschattet sein. Der Winkel des Daches sollte am besten etwa 30 Grad, maximal 50 Grad sein. Wie viel Strom die geplante Anlage erzeugt, lässt sich im Internet auf www.solarserver.de/pvrechner einfach berechnen.

Was bringt mir eine Solaranlage?


Eine solche Anlage produziert nicht nur umweltfreundlichen Strom. Die Sonnenlicht-Kollektoren auf dem Dach sind schlicht eine Geldanlage. Wer Geld in den Kauf einer Solaranlage steckt, dem garantiert der Staat bislang, dass der Strom bis zu 20 Jahren zu einem festen Preis abgekauft wird.

Wie verkaufe ich meinen Solarstrom?


Bislang funktionierte das so: Der Strom wird in das Stromnetz eingespeist und der örtliche Stromanbieter ist verpflichtet, 20 Jahre lang eine feste Vergütung zu zahlen. Das sind im Moment maximal 39 Cent pro Kilowattstunde. Das gilt jedoch nur für Solaranlagen, die vor dem 1. April 2010 ans Netz gehen. Denn zu diesem Stichtag wird die Förderung um 15 Prozent gekürzt, zum 1. Januar 2011 erfolgt eine weitere Kürzung um zehn Prozent. Wird das Ziel von 3000 neu installierten Megawatt in Deutschland in diesem Jahr aber deutlich überschritten, wird die Subvention erneut zusammengestrichen. Den angepassten Fördersatz für das kommende Jahr gibt die Bundesnetzagentur im Oktober bekannt.

Kann ich meinen selbst erzeugten Strom denn nicht auch selbst verbrauchen?


Doch. Das lohnt sich seit diesem Jahr, weil es eine Vergütung von 25,01 Cent pro Kilowattstunde für Hausbesitzer gibt, die den Strom selbst verbrauchen. Zusammen mit der Ersparnis, den Strom nicht mehr vom Versorger kaufen zu müssen, ist das bereits jetzt schon lohnender als die Einspeisung. In Zukunft will die Regierung diesen Vorteil sogar von derzeit rund drei Cent auf fünf Cent pro Kilowattstunde ausbauen, um den Eigenverbrauch zu erhöhen.

Was kostet eine Solaranlage und ab wann lohnt sich die Investition?


Die Preise sinken, sind aber sehr unterschiedlich und sollten gut verglichen werden. Eine Anlage für ein Einfamilienhaus gibt es schon für etwas mehr als 15.000 Euro, der Preis ist jedoch abhängig von der Größe der Anlage sowie den gültigen Subventionen. Dazu kommen die Kosten für Wartung, Reparaturen sowie für die Versicherung. Wie hoch die Rendite am Ende ist, hängt von mehreren Faktoren ab - vom persönlichen Steuersatz bis zur jährlichen Sonnenschein-Dauer. Die Stiftung Warentest bietet unter www.test. de/solarrechner einen Rechner an, mit dem jeder Interessierte seine Rendite im Voraus ermitteln kann.

Muss ich meine Einnahmen versteuern?


Ja. Wer eine Solaranlage auf dem Dach hat, ist für das Finanzamt ein Stromunternehmer. Er muss die Ausgaben von den Einnahmen abziehen und den Gewinn versteuern. Durch Regeln zur Abschreibung des Kaufpreises und der Verrechnung von Verlusten können allerdings teils sogar Steuern gespart werden. Auf lange Sicht gerechnet sind die Steuern auch oft günstiger als die Abgeltungssteuer, die Verbraucher zahlen müssten, wenn sie ihr Geld auf dem Konto oder in Aktien anlegen. (afp)