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In Deutschland stehen zahlreiche Handelskonzerne im Verdacht, ihre Preise illegal untereinander abgesprochen zu haben. Am Donnerstag durchsuchten Ermittler des Bundeskartellamtes und der Polizei die Räume von 15 Handelsriesen und Herstellern von Markenartikeln.
Besonders betroffen war die Lebensmittelbranche. So bestätigten unter anderem die Rewe-Gruppe (Rewe, Penny), der Metro-Konzern (Real, Galeria Kaufhof) sowie Lidl, dass es bei ihnen Durchsuchungen gegeben habe. Auch der Edeka-Konzern (Edeka, Netto, Plus) räumte Ermittlungen ein. „Wir hatten Besuch von Fahndern und werden voll mit den Behörden kooperieren“, sagte Edeka-Sprecher Alexander Lüders.
Nach Angaben des Kartellamtes waren über 100 Ermittler bundesweit im Einsatz. Sie untersuchten mögliche Kartelle bei Süßwaren, Kaffee und Tiernahrung – auch die Tierfutter-Kette Fressnapf bestätigte Ermittlungen. Das Kartellamt schloss nicht aus, dass noch andere Produktgruppen von Preisabsprachen betroffen sein könnten. Zudem seien schriftliche Verfahren gegen weitere Handelsunternehmen eingeleitet worden. Nähere Einzelheiten gab die Behörde nicht bekannt, betonte aber, dass es sich bei den Untersuchungen zunächst um einen Anfangsverdacht handele.
Laut Kartellamtssprecher Kay Weidner haben frühere Untersuchungen die Ermittler auf die Spur der möglichen Preisabsprachen bei Süßwaren, Kaffee und Tierfutter gebracht. „Im Rahmen von zurückliegenden Ermittlungen, etwa bei Preisdumping bei Drogeriemärkten oder in einem Verfahren gegen Edeka wegen des Verdachts des Missbrauchs von Marktmacht, gab es Hinweise, dass der legale Rahmen überschritten wurde“, sagte Weidner dieser Zeitung. Wann das Kartellamt Ergebnisse präsentieren könne, sei „sehr schwer zu prognostizieren“.
Bereits vor Weihnachten hatte eine Kartellstrafe in Höhe von 160 Millionen Euro gegen die Kaffeeröster Dallmayr, Tchibo und Melitta für Aufsehen gesorgt. Damals hatte der Kraft-Konzern mit den Fahndern zusammengearbeitet und kam bei dem Kartellverfahren aufgrund der „Kronzeugenregelung“ um eine Buße herum.
Jutta Gurkmann, Expertin für Wirtschaftsrecht beim Bundesverband der Verbraucherzentralen, schätzt, dass der Schaden für die Verbraucher in die Milliarden gehen dürfte, sollte sich der jetzige Kartellverdacht erhärten. „Für die Konzerne lohnt es sich, die Preise künstlich hochzuhalten. Da muss man sich fragen, ob die Höhe der Bußgelder gegen betroffene Unternehmen ausreicht“, meint sie.
Wie hoch der Schaden durch das jetzt möglicherweise aufgedeckte Kartell sein könnte, wollte Kartellamtssprecher Weidner nicht sagen. „Da sind wir sehr vorsichtig.“