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Eine halbe Ewigkeit, 34 Jahre lang, ist Norbert Zajac schon im Geschäft. Doch darüber, wie sich seine Branche in der jüngeren Vergangenheit verändert hat, kann auch der Geschäftsführer des weltgrößten Zoofachgeschäfts in Duisburg nur staunen. Früher gab es für den Hamster lediglich ein Laufrad um beschäftigt zu bleiben, heutzutage müssen es zusätzlich oft noch einen Laufparcours, ein Häuschen, Spielzeug oder eine Hängematte im Miniaturformat sein. Diese Liebe zu den Haustieren lassen sich die Deutschen eine Menge kosten. Im vergangenen Jahr haben sie für ihre tierischen Mitbewohner nach ersten Schätzungen 3,5 Milliarden Euro ausgegeben.

Die Ausgaben für die Tierhaltung und -pflege seien auf dem Niveau des Vorjahres geblieben, sagte Klaus Oechsner, Präsident des Zentralverbandes Zoologischer Fachbetriebe Deutschlands (ZFF), gestern auf der Messe Heim-Tier und Pflanze in Berlin. 2,6 Milliarden Euro wurden für Futtermittel ausgegeben, 906 Millionen Euro für das Zubehör der 23,3 Millionen Haustiere (Fische und Terrarientiere nicht mitgerechnet). Das sind im Jahr durchschnittlich 150 Euro pro Tier. Im Europa-Vergleich liegen die Ausgaben der Deutschen hinter Großbritannien (4,1 Milliarden Euro) und Frankreich (3,7 Milliarden Euro) auf Platz drei.

Die Wirtschaftskrise sei aber auch auf dem deutschen Heimtiermarkt zu spüren gewesen. Der Handel hätte die Preise in den ersten zehn Monaten 2009 erhöht, was zu einer Umsatzsteigerung in den Bereichen Heimtiernahrung und Einstreu (+2,6 Prozent) geführt habe. Die Halter hätten sich jedoch beim Einkauf zurückgehalten, erklärt die ZFF. In beiden Bereichen sei der Absatz deshalb um 1,8 Prozent zurückgegangen, bei Vogel- und Zierfischfutter um 5,2 Prozent.

Im Vergleich zu Zajacs Anfängen im Tiergeschäft seien „die Menschen bereit, für ihre Tiere mehr auszugeben als früher und sie wollen sie sach- und fachgerechter halten“, begründet er den finanziellen Aufwand der Kunden. Kaninchen sollen in größeren Käfigen hüpfen können – und nicht in einer kleinen Kiste hocken müssen. Die Tierhaltung, das Hobby vieler Menschen, nimmt einen immer größeren Stellenwert ein. Zugleich spielt die verbesserte Technik in vielen Bereichen eine Rolle. Beispiel Fischhaltung: „Die Aquarien werden größer und können über den Computer gesteuert werden. Das Hobby wird technisch perfektioniert“, erläutert Zajac (55). Der PC simuliert Sonnenaufgänge und Mondphasen für die Unterwasserwelt. „Damals kaufte man die billigsten Fische, um sie sich zehn Tage anzugucken – bis sie starben. Heute leben sie jahrelang“, sagt Zajac. „Das Tier als Wegwerfartikel gibt es nicht mehr.“