Düsseldorf.

Industriespionage, Datenklau, Betrug: Immer mehr Firmen in Deutschland werden Opfer krimineller Machenschaften. Mehr als jedes dritte Unternehmen wurde einer Studie zufolge schon einmal Opfer. Vor allem die Internetkriminalität blüht.

Mehr als jedes dritte Unternehmen war in den vergangenen Jahren schon einmal von Betrug, Diebstahl, Unterschlagung oder Untreue betroffen, wie eine am Dienstag veröffentlichte Studie der Unernehmensberatung KPMG ergab. 2006 war es nur jedes vierte Unternehmen. Die Schäden gehen jährlich in die Milliardenhöhe, dennoch unterschätzen laut Befragung vor allem mittelständische Betriebe oftmals die Gefahr.

Mehr als die Hälfte von ihnen glaubt demnach, weniger anfällig für Wirtschaftskriminalität zu sein als Großunternehmen. Inhaber- oder familiengeführte Unternehmen setzten bei ihren Mitarbeitern auf das Vertrauensprinzip und machten sich damit angreifbar, erklärte Frank Hülsberg, KPMG-Leiter des Bereichs Forensic. Grundlegende Kontrollmechanismen wie Funktionstrennung und das Vieraugenprinzip würden häufig vernachlässigt.

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Zum großen Problem hat sich in den vergangenen Jahren vor allem das Internet entwickelt: Nach Schätzungen des Bundeskriminalamts machen sich schon jetzt in jedem fünften Fall die Täter das Netz zunutze. Mit der zunehmenden Verlagerung vieler Geschäfts- und Abwicklungsprozesse in das Internet wachse auch die potenzielle Angriffsfläche der Unternehmen, erklärte Hülsberg. Mehr als zwei Drittel der Befragten gehen davon aus, dass das Ausmaß wirtschaftkrimineller Handlungen in Zukunft weiter zunehmen wird.

Verkauf sensibler Daten blüht

Insgesamt wurden der Umfrage zufolge bei jedem dritten mittelständischen Unternehmen in den vergangenen drei Jahren Geschäfts- und Betriebsgeheimnisse oder Schutz- und Urheberrechte verletzt. Gerade in Krisenzeiten blühe das Geschäft mit dem Verkauf sensibler Informationen an Wettbewerber oder Kriminelle, erklärte Hülsberg. «Heutzutage passen selbst die komplexesten Konstruktionspläne auf einen USB-Stick und damit in jede Westentasche», betonte er. Datendiebstahl und Industriespionage würden zum Kinderspiel werden, wenn die Kontrollen versagten.

Nur ein gutes Drittel der mittelständischen Betriebe gab der Studie zufolge an, über Schutzkonzepte für vertrauliche Unterlagen zu verfügen. Die Aufdeckung von Wirtschaftskriminalität sei in fast jedem zweiten Fall, «Kommissar Zufall» zu verdanken. Bei Großunternehmen hat laut KPMG inzwischen jedes zweite entsprechende Schutz-Strukturen geschaffen.

Fälle von Geldwäsche nehmen zu

Die klassischen Vermögensschädigungen wie Betrug, Diebstahl oder Unterschlagung und Untreue stellen der Studie zufolge nach wie vor die am häufigsten auftretenden Delikte dar. Deutlich zugenommen hätten auch Geldwäsche sowie die Fälschung von Jahresabschlüssen sowie Finanzinformationen. Besonders betroffen von Wirtschaftskriminalität sind demnach das Finanz- und Rechnungswesen sowie das Kreditgeschäft.

Zu den den häufigsten Delikten im Internet zählen laut KPMG unter anderem Identitätsdiebstahl, das betrügerische Anbieten von Waren, Dienstleitungen oder Kreditkartenbetrug. Für die Studie wurden rund 300 Führungskräfte in Unternehmen aller Branchen und Größen befragt.

Bei der Aufdeckung der Verbrechen spiele «Kommissar Zufall weiterhin eine bedenklich große Rolle», erklärte KPMG-Kriminalitätsexperte Frank M. Hülsberg. In 55 Prozent der Unternehmen würden kriminelle Handlungen durch zufällige Entdeckungen aufgeklärt. Auf interne Kontrollmechanismen zur Verbrechensbekämpfung setzten rund zwei Drittel der Firmen (68 Prozent), auf Hinweise von Mitarbeitern 62 Prozent. (apn/afp)