Everett. .

Der amerikanische Flugzeughersteller Boeing bläst zum Angriff auf den europäischen Konkurrenten Airbus. Mit dem Jungfernflug des „Dreamliner“-Modells 787 gibt das Unternehmen eine Antwort auf den Airbus A380 - allerdings deutlich später als geplant.

Mit dem Jungfernflug des «Dreamliners» des US-Flugzeugherstellers Boeing hat eine neue Ära im Flugzeugbau begonnen. Die Boeing 787 hob am Dienstag auf dem Everett Paine Field im US-Staat Washington ab und landete dort nach drei Stunden problemlos. Der Testflug wurde wegen schlechten Wetters um gut eine Stunde verkürzt. Das Flugzeug - Boeings Antwort auf den Airbus A380 - verhielt sich nach Angaben von Pilot Randy Neville «genau so, wie wir es erwartet haben». «Es war eine Freude, es zu fliegen», fügte er hinzu.

Der am Dienstag eingesetzte «Dreamliner» ist eines von sechs 787, die nun einem neunmonatigen Praxistest unterzogen werden. Dabei sollen die Flugzeuge auch unter Bedingungen erprobt werden, die über den normalen Flugbetrieb einer Fluggesellschaft hinausgehen, hat Boeing angekündigt. An die japanische All Nippon Airways soll Ende kommenden Jahres die erste 787 ausgeliefert werden. Boeing hat bereits 840 Bestellungen für den Dreamliner, der vor allem mit einem geringen Spritverbrauch punkten soll. Zudem soll der «Dreamliner» leiser und für die Passagiere komfortabler sein. Erreicht werden soll das durch die Verwendung leichterer Materialien als das im Flugzeugbau derzeit dominierende Aluminium und Titan.

Erste Modelle sollten schon vor sechs Monaten ausgeliefert werden

Die 787 soll dem Airbus A380, dem größten Passagierflugzeug der Welt, entgegentreten. Boeing hatte sich entschieden, nicht ein Konkurrenzmodell von ähnlichen Ausmaßen zu bauen, sondern setzt auf ein mittelgroßes Modell mit hoher Reichweite. Damit wird der «Dreamliner» auch zum wesentlichen Konkurrenten für den Airbus A350 XWB, der im Jahr 2013 auf den Markt kommen soll.

Eigentlich sollte Boeings «Dreamliner» schon vor einem halben Jahr an den Erstkunden All Nippon Airways ausgeliefert werden. Doch Probleme mit der neuartigen Technologie und der auf zahlreiche Zulieferer verteilten Fertigung führten zu immer neuen Verzögerungen.

Komponenten werden an weit entfernten Standorten gebaut

Die 787 ist überwiegend aus modernen Verbundwerkstoffen wie Kohlefaser gefertigt. Sie sind wesentlich leichter als das übliche Aluminium. Boeing erwartet dadurch einen um 20 Prozent geringeren Treibstoffverbrauch als bei einem vergleichbaren Baumuster. Allerdings birgt die Fertigung mit Verbundwerkstoffen ihre eigenen Schwierigkeiten, wie auch schon Konkurrent Airbus erfahren musste. Ein weiteres Airbus-typisches Problem hat jetzt auch Boeing: Die Fertigung der einzelnen Elemente einen Flugzeugs an weit voneinander entfernten Standorten.

Boeing lässt die Teile für den «Dreamliner» in Japan, Italien, South Carolina und Kansas fertigen. Sie werden mit einem Spezial-Jumbo nach Everett bei Seattle geflogen und dort zusammengebaut. Dabei gab es Probleme. Die externen Firmen lieferten die Komponenten offenbar nicht in dem Zustand an, den Boeing erwartet hatte, wie Vizepräsident Scott Carson Anfang 2008 erkennen ließ. (ap)