Berlin. .
Bundesverbraucherschutzministerin Ilse Aigner will Geldinstitute zu besserer Beratung notfalls zwingen. Damit reagiert die Ministerin laut einem Medienbericht auf den jüngsten Banken-Test von Stiftung Warentest. Demnach haben die meisten Banken aus der Finanzkrise nichts gelernt und nur schlecht abgeschnitten.
Ein Jahr nach der Lehman-Pleite ist die Beratung der Banken laut Stiftung Warentest noch so schlecht wie ihr Ruf. Von 21 Instituten wurde keines mit gut oder gar sehr gut bewertet, heißt es in der jüngsten Ausgabe von «Finanztest». Zwei Banken bekamen ein «Mangelhaft», weil sie eine einfache Aufgabe nicht bewältigen konnten. Nur drei Institute hätten in dem Test mit der Note «befriedigend» abgeschnitten, die große Mehrheit habe aber nur mit «ausreichend» (16 Institute) oder «mangelhaft» (zwei Institute), berichtete «Finanztest». Am besten schnitten unter den Banken im Test die Commerzbank, die Kreissparkasse Köln und die Berliner Sparkasse ab.
Die Stichprobe aus 147 Beratungsgesprächen bei sieben Großbanken, neun Sparkassen und fünf Genossenschaftsbanken fand in der Zeit zwischen Ende Juli und Anfang September 2009 statt. Die Tester gaben vor, dass sie 30.000 Euro auf fünf Jahre sicher anlegen wollten und eine Rendite von vier Prozent erwarteten. Allerdings gab es in diesem Sommer keine vier Prozent, es sei denn für Sonderaktionen und Lockzinsangebote.
Bankberater haben Kunden Informationen vorenthalten
Das Ergebnis falle so schlecht aus, weil die Banken ihren Kunden in den meisten der verdeckt geführten Testgespräche gesetzlich vorgeschriebene Informationen vorenthalten hätten, berichtete «Finanztest». So seien die Kunden weder ausreichend über Risiken empfohlener Finanzprodukte aufgeklärt worden, noch hätten die Bankberater vollständig die aktuelle Finanzsituation der Anleger analysiert.
Auch hätten die Institute nicht darauf hingewiesen, dass angesichts der schwierigen Lage auf den Finanzmärkten die von den Testern geforderte Rendite von vier Prozent nicht zu erzielen gewesen sei. Dies hatte «Finanztest» als eine versteckte Falle für die Bankberater in die Kundengespräche eingebaut. Wer als Bankberater diesen «Zielkonflikt» - sichere Geldanlage mit niedrigen Zinsen oder eine risikoreichere Anlage, dafür aber höhere Zinsen - erkannt und dem Kunden auch dargestellt habe, der sei im Test «auf einem guten Weg gewesen».
Schockiert äußerten sich die Tester über die laxe Auffassung darüber, was für die Berater «sicher» bedeutete. «Und das, obwohl sie Zigtausende von Kunden, die ihr Geld sicher anlegen wollten, schon einmal um ihre Ersparnisse gebracht haben - und Besserung schworen», heißt es in «Finanztest».
Ministerin will Banken zu besserer Beratung zwingen
Verbraucherschutzministerin Aigner kündigte an, die Bankenbranche notfalls mit staatlichen Maßnahmen zu besserer Kundenberatung zwingen. «Die jüngsten Fälle eklatanter Falschberatung zeigen: Ohne gesetzliche Regelungen und ohne stärkere Kontrolle geht es nicht», sagte Aigner dem «Hamburger Abendblatt» vom Dienstag. Dennoch bleibe es ihr Ziel, mit den Unternehmen gemeinsam eine rasche Reform der Anlageberatung zu entwickeln.
Die Banken hätten als Konsequenz aus der Pleite der US-Bank Lehman Brothers zugesagt, «ihre Standards zu überprüfen und die Beratung grundlegend zu verbessern». Die Wirklichkeit sehe aber anders aus: «Noch immer wird versucht, gutgläubigen Kunden riskante Finanzprodukte anzudrehen. Viele Kunden fühlen sich nicht beraten, sondern verkauft.»
Die Stiftung Warentest riet jedem Anlagewilligen, sich vor dem Beratungsgespräch genau zu überlegen, wieviel Geld er anlegen will, wie lange, wofür und welches Risiko er dabei eingehen will. Statt vager Anlagemöglichkeiten soll der Interessent auf konkreten Empfehlungen bestehen und nach Kosten und Provisionen fragen.
«Unterschreiben Sie erst einmal nichts», lautet die Empfehlung. Entscheidungen sollte der Kunde erst nach sorgfältiger Überlegung treffen. Auch verwies die Stiftung darauf, dass Bankberater ab 1. Januar 2010 Beratungsgespräche nach strengen Vorgaben protokollieren müssen. Außerdem verjährt die Falschberatung einer Bank schon seit August nicht mehr immer nach drei Jahren, sondern im äußersten Fall erst nach zehn Jahren. (apd/afp)