Berlin. .

Drei Wochen nach den Hitze-Problemen in ICE-Zügen hat die Bahn insgesamt 5627 Kunden jeweils 500 Euro Schadenersatz wegen defekter Klimaanlagen gezahlt. Konzern meldet fast 13 Prozent mehr Umsatz im ersten Halbjahr.

Nach den Ausfällen von Klimaanlagen in Fernzügen hat die Deutsche Bahn bisher 374.000 Euro Entschädigung an 5627 „Hitze-Opfer“ gezahlt. Wie der Vorstandsvorsitzende der Bahn, Rüdiger Grube bei der Halbjahrespressekonferenz am Mittwoch in Berlin mitteilte, haben die Betroffenen das Geld zehn bis 14 Tage nach Antragstellung erhalten.

Zu den Ursachen der Pannenserie erklärte Grube, es habe sich um eine Kombination aus störanfälliger Technik und extremer Witterung gehandelt. Vor allem aber hätten der Bahn Reserve-Züge gefehlt, um die betroffenen IC- und ICE-Wagen auszutauschen. Radsätze müssten zurzeit zusätzlich gewartet werden, die Züge seien dadurch seltener einsatzbereit.

Klimaanlagen wurden neu justiert

„Die erhöhte Wartungsintensität der ICE und die Tatsache, dass wir nicht von heute auf morgen zusätzliche Züge beschaffen und in Betrieb nehmen können, ist derzeit unsere Achillesferse“, sagte Grube.

Um weitere Ausfälle von Klimaanlagen zu vermeiden, habe die Bahn technische Änderungen vorgenommen. So seien die sogenannten „Druckwächter“, die die Anlagen bisher bei starker Belastung offenbar zu früh abgeschaltet haben, neu justiert worden. Außerdem würden mehr Kühlmittel bereitgestellt und wichtige Systemkomponenten mit auf 60 Grad erhitztem Wasser gereinigt, um sie funktionsfähig zu halten.

Grube kündigte an, die Zuverlässigkeit mit einer „Qualitätsoffensive“ zu verbessern. Einzelheiten werde er im September bekanntgeben. Auf die Anfälligkeit der Bahn bei extremer Witterung angesprochen sagte der Bahn-Chef: „Am Anfang habe ich immer geschmunzelt, wenn man sagte, die Bahn habe vier Feinde, nämlich alle Jahreszeiten. Heute weiß ich dass da vieles dran ist.“

Bahn steigert Umsatz im ersten Halbjahr

Die Deutsche Bahn hat im ersten Halbjahr 2010 ihren Umsatz und Gewinn gegenüber dem Vorjahreszeitraum gesteigert. Vor allem das im Vorjahr von der Krise stark betroffene Güterverkehrs- und Logistikgeschäft habe die weltweite Konjunkturerholung genutzt, teilte Bahnchef Rüdiger Grube am Mittwoch in Berlin außerdem mit. Seinen Angaben zufolge erhöhte sich der Konzernumsatz in den ersten sechs Monaten um 12,8 Prozent auf 16,1 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis sei im ersten Halbjahr um 26,1 Prozent auf 846 Millionen Euro gestiegen.

„Wir sind zurück auf Wachstumskurs“, betonte Grube. Allerdings sei der Optimismus im Unternehmen noch gedämpft. Die Wirtschaftskrise sei noch nicht ausgestanden.

Vor allem im Güterverkehr verlief das erste Halbjahr deutlich besser als im Vorjahreszeitraum. Die Menge der beförderten Güter erhöhte sich den Angaben zufolge von Januar bis Ende Juni 2010 um 58 Millionen auf 203 Millionen Tonnen. Das entspreche einem Anstieg um 40,15 Prozent. Hier habe sich auch das erhöhte Auftragsvolumen nach den Flugausfällen wegen der Aschewolke positiv ausgewirkt, sagte Grube. Ebenso habe die Bahn während der Flugausfälle im April ihren Umsatz im Fernverkehr gesteigert.

Stärkere Konkurrenz im Regionalverkehr

Allerdings musste das Unternehmen im Personennahverkehr einige Einschnitte hinnehmen. Nach Angaben von Bahn-Finanzvorstand Richard Lutz verbuchte die Berliner S-Bahn wegen der Wartungsprobleme im ersten Halbjahr einen Millionenverlust. Ihr operatives Ergebnis belief sich auf minus 40 Millionen Euro, im Vorjahreszeitraum hatte es seinen Angaben zufolge noch bei plus 30 Millionen gelegen. Grund seien unter anderem die reduzierten Zuschüsse durch den Berliner Senat. Im Regionalverkehr spüre die Bahn außerdem deutschlandweit den verstärkten Wettbewerb mit Privatbahnen, sagte Lutz. 5,9 Millionen weniger Fahrgäste wurden im ersten Halbjahr verzeichnet. Auch schlugen aufwendige Schienen - und Fahrzeugreparaturen negativ zu Buche.

Die Verschuldung des Konzerns sei im ersten Halbjahr um 151 Millionen auf 14,9 Milliarden Euro zurückgeführt worden, teilte Lutz weiter mit. Knapp 240.000 Menschen arbeiteten am Stichtag 30. Juni 2010 bei der Bahn, das waren knapp 3000 mehr als binnen Jahresfrist.

Bahnchef Grube kündigte zudem umfangreiche Investitionen an. In den kommenden fünf Jahren sollten 41 Milliarden Euro ausgegeben werden, sagte er. Unter anderem sollten für 4,3 Milliarden Euro neue Züge gekauft werden, darunter 400 Elektroantriebszüge.

Die Deutsche Bahn will in den kommenden Jahren außerdem auf deutliche Qualitätsverbesserungen setzen. So sollen neue Informationssysteme flächendeckend an Bahnhöfen eingeführt werden. Dies bedeute eine zusätzliche Investition in Höhe von 21 Millionen Euro. „Keine Frage, wir müssen besser werden bei Qualität und Service“, betonte Grube. Im September werde der Vorstand weitere Schritte der Kunden- und Qualitätsoffensive vorstellen. (ddp/apn)