Frankfurt/Main. Ein Lieferboykott der deutschen Milchbauern steht erstmal nicht an: "Zur Zeit ist von unserer Seite nichts angedacht", sagte der Vorsitzende des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter, Romuald Schaber. Das könne sich jedoch demnächst ändern.

Die deutschen Milchbauern planen vorerst keinen neuerlichen Lieferboykott. «Zur Zeit ist von unserer Seite nichts angedacht», sagte der Vorsitzende des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter (BDM), Romuald Schaber, am Montag. Mittelfristig schloss er allerdings weitere Aktionen nicht aus.

Man beobachte aufmerksam die Entwicklung in Frankreich, wo nun ebenfalls die Milchpreise abgesenkt worden seien. Die französischen Bauern seien traditionell sehr kämpferisch: «Es könnte sein, dass sich in Frankreich etwas zusammenbraut», erklärte Schaber. Die deutschen Milchbauern stehen nach seinen Worten in engem Kontakt mit den Kollegen dort und in zahlreichen weiteren EU-Ländern.

Dramatische Situation

Notwendig seien allgemeinverbindliche Regelungen zur Rückführung des Milchangebots, die politisch beschlossen werden müssten. «Wir sind an Verhandlungen und Gesprächen für eine schnelle Lösung interessiert», erklärte Schaber. «Konkrete Termine im engeren Kreis» gibt es dazu nach seinen Worten aber nicht.

Die Situation sei dramatisch. Es zeichne sich ab, dass auch große Milchbetriebe in finanzielle Schwierigkeiten gerieten beziehungsweise schon in solchen Problemen seien, sagte der BDM-Chef der AP.

Warnung vor Höfesterben

Am Wochenende hatte Schaber in einem Zeitungsinterview erklärt, ein neuer Milch-Lieferstreik sei eine «Option». Die Preispolitik des Handels zerstöre reihenweise Existenzen; dagegen müsse sich die Bauernschaft mit aller Macht wehren, wurde er zitiert. In den kommenden Monaten drohe ein Höfesterben. «Wir schätzen, dass bis zum Jahresende 25 bis 30 Prozent der deutschen Milchbauern vom Markt verschwinden werden», sagte Schaber der Tageszeitung «Die Welt» zufolge.

Im vergangenen Jahr hatten Milchbauern zehn Tage lang gestreikt und so die Handelskonzerne zu höheren Preisen bewegen wollen. Vor wenigen Tagen hatte der Deutsche Bauernverband einen neuen Boykott ausgeschlossen. (ap)

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