Berlin. Die Konkurrenten Sparkasse und Volksbank wollen an über 400 Standorten zusammenarbeiten. Was das für Kundinnen und Kunden bedeutet.

Immer weniger Menschen nutzen Bargeld – die Zahl an verfügbaren Geldautomaten sinkt entsprechend. Parallel dazu wird der Betrieb von Geldautomaten immer teurer, nicht zuletzt, weil immer mehr gesprengt werden. Was wiederum dazu führt, dass sich immer weniger passende Standorte für neue Automaten finden. Eine Kooperation soll den Teufelskreis durchbrechen und Bargeld wieder an mehr Orten und zu besseren Konditionen verfügbar machen.

Sparkassen und Volksbanken kooperieren: Bargeld an immer mehr Orten verfügbar

Wie eine Umfrage des „Handelsblatts“ unter den zwölf regionalen Sparkassenverbänden ergeben hat, kooperieren Sparkassen und Volksbanken zunehmend – die Konkurrenten teilen sich rund 430 Geldautomaten-Standorte. Das entspricht insgesamt zehn Prozent Selbstbedienungsstandorte der Sparkassen (SB).

Die Kooperation funktioniert so, dass sowohl Sparkassen als auch Genossenschaftsbanken jeweils einen Automaten am selben Standort aufstellen. Oder aber, sie teilen sich die Nutzung der Geldautomaten selbst. Dem „Handelsblatt“ zufolge sind mittlerweile sind mehr als 400 solcher „Dual Mode“-Geräte in Betrieb.

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Besonders ausgeprägt ist die Kooperation demnach in Westfalen-Lippe: Dort gibt es aktuell insgesamt 466 SB-Standorte – 24 Prozent davon betreiben sie gemeinsam mit Volks- und Raiffeisenbanken. In Baden-Württemberg, Hessen, Thüringen, Rheinland-Pfalz und im Saarland ist die Kooperation bei Geldautomaten ebenfalls stärker verbreitet. In diesen Bundesländern machen Doppelstandorte zwischen 16 und 19 Prozent der SB-Standorte aus.

Der Sparkassenverband Baden-Württemberg stellt gegenüber dem „Handelsblatt“ klar: „Es handelt sich in der überwiegenden Zahl um Standorte, an denen ohne diese Kooperation überhaupt kein Geldautomat mehr stehen würde“. Demnach gehe es bei der Kooperationen vor allem darum, die Bargeldversorgung überhaupt noch aufrechtzuerhalten. Vor allem in ländlichen Regionen seien die Doppelautomaten verbreitet.

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Sparkassen und Volksbanken: Was ändert sich durch gemeinsame Geldautomaten für Kunden?

Für Verbraucherinnen und Verbraucher bedeuten die gemeinsamen Geldautomaten-Standorte nicht nur, dass sie an mehr Orten Bargeld abheben können – sie sparen auch Gebühren. Üblicherweise sind Fremdabhebungen an Geldautomaten mit Kosten verbunden. Heben Kunden einer Sparkasse nun am Gerät einer Volksbank Geld ab, werden keine Gebühren mehr fällig, andersherum ebenso.

Für die Banken selbst sei die Kooperation dagegen ambivalent: Die Zusammenarbeit mache es einerseits möglich, sichtbar in der Fläche präsent zu bleiben und Sicherheitskosten gemeinsam zu stemmen. Hintergrund: Wegen der hohen Anzahl an Sprengangriffen auf Geldautomaten müssen die Banken verstärkt in die Sicherheit investieren. Im Jahr 2022 gab laut „Handelsblatt“ knapp 500 Angriffe auf Geldautomaten – ein Rekord. Dem Bundeskriminalamt zufolge erbeuteten die Täter dabei insgesamt fast 30 Millionen Euro. Die Sachschäden durch die Explosionen lagen demnach allerdings noch deutlich höher. Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband bezifferte kürzlich die Kosten für die Bargeldversorgung auf jährlich bis zu einer Milliarde Euro.

Andererseits bleiben die Geldhäuser auch weiterhin Konkurrenten: Die rund 350 Sparkassen und 700 Genossenschaftsbanken seien vor allem auf dem Land die schärfsten Konkurrenten. Kooperationen mit privaten Banken gelten demnach erst recht als Tabu.