Duisburg. Thyssenkrupp plant laut Handelsblatt den Abbau von 5000 Stellen beim Stahl und die Stilllegung von Hochöfen. So reagiert der Konzern.
Als Reaktion auf die schwere Stahlkrise plant Thyssenkrupp Steel einem Medienbericht zufolge einen drastischen Arbeitsplatzabbau und die Reduzierung der Stahlproduktion. Das Sparprogramm, das Mitte April vorgelegt werden solle, sehe die Streichung von mehr als 5000 der insgesamt 27.000 Stellen und die Stilllegung mindestens eines Hochofens und zweier Walzwerke in Duisburg vor, schreibt das Handelsblatt unter Berufung auf Unternehmenskreise. Thyssenkrupp Steel zeigte sich über die Spekulationen „verwundert“ und dementierte, dass es ein Sanierungsprojekt mit dem Namen „Stream“ gebe.
Thyssenkrupp Steel leidet unter einem deutlichen Absatzrückgang. Vor allem die schwächendelnde Automobilindustrie bestellt deutlich weniger Bleche. „Wir haben Anlagen, die auf eine jährliche Produktion von knapp zwölf Millionen Tonnen ausgelegt sind, aber wir verkaufen derzeit nur etwa neun Millionen Tonnen – Tendenz möglicherweise sogar fallend“, sagte in dieser Woche der Aufsichtsratsvorsitzende Sigmar Gabriel unserer Redaktion. Wegen dieser Unterauslastung soll Thyssenkrupp-Chef Miguel Lopez laut Handelsblatt vom Stahlvorstand eine Reduktion der Jahresproduktion auf 6,5 Millionen Tonnen verlangt haben. Die Darstellung wies ein Konzernsprecher am Mittwochabend in Essen auf Anfrage als falsch zurück.
Bericht: Hochöfen und Walzwerke vor der Stilllegung
„Erste Konzepte“ sähen vor, schreibt das Handelsblatt, dass der Hochofen Schwelgern 1 und ein weiterer Hochofen vom Netz gehen sollen. Dadurch würden auch weniger Walzwerke und Weiterverarbeitungsanlagen gebraucht. Dem Bericht zufolge seien in der Folge „mindestens 5000 Arbeitsplätze überflüssig“. Zudem plane Thyssenkrupp Steel die Auslagerung von Bereichen wie Wachdienst und Logistik.
Eine Bestätigung dafür gibt es bei Thyssenkrupp Steel dazu freilich nicht. „Zum jetzigen Zeitpunkt sind alle Mutmaßungen über möglicherweise betroffene Aggregate Spekulation und im hohen Maße unseriös. So werden völlig unnötigerweise Ängste und Befürchtungen bei unseren Mitarbeitenden geschürt“, erklärte ein Sprecher auf Anfrage und verwies auf jüngste Aussagen des Aufsichtsratsvorsitzenden Sigmar Gabriel.
Im Interview mit unserer Redaktion hatte der frühere Vizekanzler zu Wochenbeginn angekündigt, dass Thyssenkrupp Steel bis Mitte April ein Konzept vorlegen werde, das dann mit den Mitbestimmungsgremien beraten werden solle. „Es kann sicher nicht ausgeschlossen werden, dass bei Kapazitätsanpassungen auch ein Beschäftigungsabbau erfolgt“, sagte Gabriel.
IG Metall pocht auf Jobsicherung bis 2026
In einem Flugblatt hatte die Gewerkschaft IG Metall unlängst gefordert, dass die geltende Job-Sicherung bis März 2026 sowie das Produktionsnetzwerk Bestand haben müssten. Karsten Kaus, Geschäftsführer der IG Metall Duisburg-Dinslaken, hält nach eigenem Bekunden „größere Protestaktionen“ für möglich.
Weitere Texte aus dem Ressort Wirtschaft finden Sie hier:
- Vorwerk-Chef: Meine Frau wollte auch keinen Thermomix haben
- Biermarkt: Darum verkauft Stauder schweren Herzens wieder Dosenbier
- Sorgen bei Thyssenkrupp: „Stahlindustrie kämpft um Existenz“
- Galeria-Doppelschlag gegen Essen: Warenhaus und Zentrale weg
- Menschen in Not: So reagieren Einzelhändler auf Bettler vor ihrer Ladentür