Hamburg. In Nahost herrscht Krieg, Terroristen greifen Schiffe im Roten Meer an, Kreuzfahrten sind abgesagt: Urlauber stehen vor dem Ungewissen.
Anfang vergangener Woche traf MSC Cruises eine überraschende Entscheidung. Unerwartet für den Rest der Branche sagte die Schweizer Reederei ihre geplanten Kreuzfahrtreisen aus Dubai und Südafrika nach Europa ab. Solche sogenannten Transreisen, bei denen die Schiffe nach der Wintersaison in Asien oder Afrika zurück nach Europa transferiert werden, sind immer gern gebucht: Sie dauern mehrere Wochen – und sie führen durch den Suezkanal. Doch nun verzichtet MSC darauf. Und auch der Branchen-Riese Aida Cruises mit Sitz in Rostock und Hamburg gab Ende der Woche bekannt, Transreisen von Asien nach Europa abzusagen. Grund sind die seit Wochen anhaltenden Überfälle von Huthi-Rebellen aus dem Jemen auf Schiffe im Roten Meer, das der Suezkanal mit dem Mittelmeer verbindet.
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Um die Gäste zu schützen, seien die Kreuzfahrten vorsorglich abgesagt worden, da man derzeit keine potenzielle Verbesserung der Lage wahrnehmen könne und bis zur geplanten Abfahrt auch nicht erwarte, hieß es von MSC. Bei Aida sind die Transreisen der Schiffe „Aidablu“, „Aidabella“ und „Aidaprima“ betroffen. „Angesichts der jüngsten Entwicklungen im Roten Meer sehen wir uns leider gezwungen, die Transreisen im Frühjahr 2024 abzusagen“, teilte die Reederei mit. Die Gäste werden nun darüber informiert, dass die Schiffe ohne Passagiere durch sichere Gewässer um Afrika und das Kap der Guten Hoffnung herum Kurs nach Europa nehmen.
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Damit setzen die beiden Unternehmen die restliche Branche unter Druck. Insbesondere die deutschen Kreuzfahrtanbieter haben sich nämlich bisher um die Entscheidung gedrückt, ob sie ihre Schiffe an Jemen und dem Golf von Aden vorbei in den Suezkanal schicken werden.
Suezkrise wirbelt Kreuzfahrtpläne durcheinander
Die Verlautbarungen der deutschen Konkurrenten könnten alle von ein und derselben Person geschrieben worden sein: Die Gesundheit der Gäste und der Crew stehe an erster Stelle. Man beobachte die Lage aufmerksam. Entscheiden will man aber derzeit nicht. Dabei geht es nicht nur um zwei oder drei Reisen: Allein bei der Hamburger Reederei TUI Cruises sind zwei Schiffe mit acht Reiseetappen betroffen.
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Die erste Fahrt, um die es geht, ist die Reise der „Mein Schiff 2“ am 9. März von Dubai nach Antalya in der Türkei. Mitte März soll sie den Kanal passieren. Im Mai folgt dann die „Mein Schiff 5“ aus Hongkong kommend über Dubai nach Heraklion auf Kreta. Ob die Reisen wirklich stattfinden, wissen die Passagiere derzeit nicht. Seit Ausbruch des Gaza-Krieges zwischen Israel und der islamistischenHamas greifen die Huthi immer wieder Schiffe mit angeblich israelischer Verbindung im Roten Meer an.
Raketenangriffe auf unbeteiligte Schiffe
Aber auch komplett unbeteiligte Schiffe sind vor Drohnen- oder Raketenangriffen nicht gefeit. Selbst ein Frachtschiff der Hamburger Schifffahrtsgesellschaft Hapag-Lloyd war im Dezember Opfer eines Huthi-Überfalls geworden, damals ohne größere Schäden. Aber viele Reedereien meiden seitdem die Route. Und was macht die Kreuzfahrtbranche?
„Selbstverständlich beobachten wir die besorgniserregende Situation um das Rote Meer aufmerksam. Die Lage rund um die Straße von Bab al-Mandab bleibt aufgrund der dynamischen Entwicklung aktuell eine Herausforderung für eine längerfristige Vorausplanung“, teilte TUI Cruises mit. „Daher überprüfen und bewerten wir das Routing unserer anstehenden Reisen mit der ,Mein Schiff 2‘ und der ,Mein Schiff 5‘ kontinuierlich hinsichtlich der aktuellen Lage und in enger Abstimmung mit lokalen Behörden und Agenturen.“
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Für Aida Cruises geht es nicht nur um die Rückfahrten aus Asien nach Europa; das Unternehmen muss weitere Reisen streichen: Da der Weg außen herum deutlich weiter ist als durchs Rote Meer und den Suezkanal, kommen die Schiffe später in Europa an. Wie das Unternehmen erklärte, müssten deshalb auch die vor und nach den Passagen gestrichen werden. Konkret betreffe das die Reisen der „Aidabella“ im Zeitraum vom 16. April bis 26. Mai, der „Aidablu“ zwischen dem 27. Februar und dem 30. März und der „Aidaprima“ im Zeitraum vom 5. April bis 7. Mai. Gästen der ursprünglich geplanten Reisen bietet Aida an, auf eine andere Aida-Reise umzubuchen.
Kreuzfahrten: Aida reagiert auf Gaza-Krieg
Und auch eine weitere Entscheidung hat Aida für Reisen für drei ihrer Schiffe gefällt: Der Krieg Israels gegen die Hamas ließ keine Alternative zu: „Aufgrund der Lage im Nahen Osten und deren Entwicklung werden wir Israel und das benachbarte Jordanien im Frühjahr 2024 nicht wie geplant anlaufen.“ Alle bereits gebuchten Gäste seien schon Anfang Dezember 2023 über die Fahrplanänderungen informiert worden.
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Noch haben die deutschen Kreuzfahrtanbieter die Hoffnung, dass sich die Lage im Roten Meer schnell stabilisiert. Hintergrund ist, dass die USA bereits mit der Mission „Operation Prosperity Guardian“ mehr Militärpräsenz zum Schutz der Handelsschifffahrt im Roten Meer zeigt. Zudem sind die USA und Großbritannien dazu übergegangen, aktiv Stützpunkte der Huthi-Rebellen im Jemen zu bombardieren. „Vielleicht ist der Spuk schon Ende Februar vorbei“, heißt es bei den Kreuzfahrtgesellschaften hinter vorgehaltener Hand.
Hapag-Lloyd Cruises prüft Alternativen
Etwas mehr Zeit für die Entscheidung hat die Hamburger Hapag-Lloyd Cruises mit ihren Luxusschiffen. Erst im Mai steht eine Reise mit der „Europa“ von Port Kelang in Malaysia nach Limassol auf Zypern an. Und dann folgen die Fahrten der „Europa“ und der „Europa 2“ im Herbst retour nach Sri Lanka.
Auch bei Hapag-Lloyd Cruises heißt es: „Im Moment prüfen und evaluieren unsere erfahrenen Kolleginnen und Kollegen aktiv mögliche Varianten. Sollten wir Anpassungen vornehmen, kommen wir selbstverständlich umgehend und unaufgefordert auf unsere gebuchten Gäste und Partner zu und bieten attraktive Alternativen an.“
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Doch welche sind das? Die Antwort darauf steht aus. MSC Cruises hat durchgegriffen und die sogenannten Transreisen nach Europa ersatzlos gestrichen. Die drei Kreuzfahrtschiffe, die hier betroffen sind, werden ohne Passagiere entlang der westafrikanischen Küste nach Europa zurückkehren.