Berlin. Drei große Probleme sehen die Deutschen laut einer Umfrage. Die eigene finanzielle Situation hat sich besonders verschlechtert.

Der Blick der deutschen Verbraucher auf die Leistungsfähigkeit der inländischen Wirtschaft fällt einer neuen Umfrage zufolge so schlecht aus wie selten zuvor. Nur knapp die Hälfte (49 Prozent) hält die deutschen Unternehmen für den internationalen Wettbewerb gut gerüstet. Drei Jahre zuvor waren es noch 75 Prozent. Zu dem Ergebnis kommt eine neue, repräsentative Erhebung im Auftrag des Bundesverbands deutscher Banken, die dieser Redaktion vorab vorlag.

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Pessimistisch sind die Befragten auch mit Blick auf künftige wirtschaftliche Herausforderungen, die auf das Land zukommen könnten: Fast zwei Drittel (65 Prozent) sehen Deutschland „nicht so gut“ oder „schlecht“ vorbereitet. Unter den über 60-Jährigen sind es sogar drei Viertel (78 Prozent), die diese Auffassung vertreten. Der Anteil der pessimistischen Befragten habe damit seit 2010 einen neuen Höchstwert erreicht, so der Bankenverband.

Was die Deutschen als Hauptgründe für die schleppende wirtschaftliche Entwicklung ansehen

„Derzeit sehen die Deutschen unser Land wirtschaftlich nicht sonderlich gut gerüstet für die Zukunft. Das Vertrauen in die Wettbewerbsfähigkeit von ‚Made in Germany‘ sinkt“, sagte Heiner Herkenhoff, Hauptgeschäftsführer des Bankenverbandes.

Das Vertrauen in die Wettbewerbsfähigkeit von ‚Made in Germany‘ sinkt.
Heiner Herkenhoff

Zwei Drittel der Befragten haben den Eindruck, dass sich die deutsche Wettbewerbsfähigkeit in den vergangenen Jahren verschlechtert habe. 61 Prozent sind der Meinung, dass gerade kleine und mittlere Unternehmen schlechte Zukunftsaussichten hätten. Als größte Probleme für die Unternehmen in Deutschland machten die Befragten den Fachkräftemangel (49 Prozent), die hohen Energie- und Rohstoffpreise (47 Prozent) sowie die Bürokratie (31 Prozent) aus. Zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit setzen die Befragten vor allem auf den Abbau der teils langatmigen und aufwendigen Verwaltungsvorschriften (43 Prozent) und eine schnellere Digitalisierung (30 Prozent).

Bei den Lösungsansätzen zeigten die Deutschen Realitätssinn, kommentierte Verbandschef Herkenhoff. „Darauf sollte die Politik aufbauen und mit dem Rückhalt der Bürgerinnen und Bürger jetzt notwendige Reformen voranbringen“, so der Bankenexperte.

Trübe Wirtschaftslage schlägt auch auf eigene finanzielle Situation durch

Das abnehmende Vertrauen in die Stärke der deutschen Wirtschaft hat der Umfrage zufolge inzwischen auch Einfluss auf die Frage, wie die Deutschen ihre eigene finanzielle Situation einschätzen. Zwar bezeichnen 37 Prozent der Befragten ihre eigene wirtschaftliche Lage noch als „gut“. Das entspricht laut Bankenverband jedoch ebenfalls einem erheblichen Rückgang im Vergleich zu den Vorjahren.

Zuletzt hatte Deutschland der Haushaltsstreit innerhalb der Bundesregierung wochenlang in Atem gehalten. Nach dem Haushaltsurteil des Bundesverfassungsgerichts musste ein Kompromiss her. Erst am Mittwoch verkündeten Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und Finanzminister Christian Lindner (FDP) einen Durchbruch in der Sache. Lage und Ausblick wird auch von Wirtschaftsexperten eher pessimistisch eingeschätzt. Für dieses Jahr rechnet man mit einem leicht schrumpfenden Bruttoinlandsprodukt, für 2024 wird lediglich mit Wachstum auf niedrigem Niveau gerechnet.