Berlin. Die Europäische Zentralbank erhöht erneut die Leitzinsen. Sparer können davon profitieren. Allerdings müssen sie selbst aktiv werden.
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat zum achten Mal innerhalb von zwölf Monaten die Leitzinsen erhöht. Die zentralen Zinssätze klettern um 0,25 Prozentpunkte. Banken können sich nun für 4,0 Prozent Geld bei der EZB leihen. Wenn sie Guthaben bei der Notenbank parken, bekommen sie 3,5 Prozent Zinsen. Ziel der EZB ist es, die Inflation in den Euroländern einzudämmen, die im Mai bei 6,1 Prozent lag.
Doch von diesen Konditionen können Verbraucherinnen und Verbrauchern meistens nur träumen. Denn viele Geldinstitute zahlen ihren Kunden deutlich niedrigere Zinsen für ihre Sparguthaben und verlangen gleichzeitig deutlich höhere Zinsen für Ratenkredite.
So bezahlen rund 180 Sparkassen und Volksbanken ihren Kunden nach wie vor überhaupt keine Zinsen, wie eine aktuelle Untersuchung von 730 Instituten durch das Vergleichsportal Verivox ergeben hat. Im Schnitt erhalten Kunden aktuell 1,1 Prozent Zinsen auf Tagesgeld, bei Genossenschaftsbanken 2,05 Prozent und bei Sparkassen sogar nur 1,96 Prozent.
EZB: 23 Banken bezahlen mehr als 3 Prozent Zinsen
Doch es gibt auch positive Ausnahmen: Insgesamt bieten aktuell 23 Geldinstitute mit Zinssätzen von mehr als drei Prozent für Tagesgeld. Diese Angebote gelten zwar meistens nur für Neukunden, einen bestimmten Geldbetrag und begrenzten Zeitraum. Doch die Eröffnung eines Tagesgeldkontos bei diesen Banken, das oft kostenlos ist, kann sich durchaus auszahlen.
Das höchste Angebote gibt es bei deutschen Geldinstituten für Neukunden aktuell bei der Comdirect mit 3,25 Prozent. Die Consorsbank, Targobank und Meine Bank bieten jeweils 3,2 Prozent für sechs Monate. Die Barclays-Bank lockt mit 3,11 Prozent, die Volkswagen Bank, PSA Direktbank, ProCredit Bank mit 3,1 Prozent. Bei der BMW Bank, der ING, 1822direkt und Santander Consumer Bank gibt es drei Prozent Zinsen.
Auch interessant: Tagesgeld-Konto eröffnen – diese Falle sollten Sie kennen
Bei ausländischen Banken können Anleger noch höhere Zinsen erzielen. Bei der schwedischen TF Bank und estnischen Bigbank gibt es 3,35 Prozent aufs Tagesgeld. Die spanische Openbank und Suresse Direkt Bank sowie die französische Renault Bank bieten 3,3 Prozent. Für alle genannten Angebote gilt die gesetzliche Einlagensicherung der Europäischen Union. Danach sind Sparguthaben im Falle einer Insolvenz bis zu 100.000 Euro pro Bank und Kunde geschützt, in Schweden sind es rund 91.000 Euro.
EZB: Zinserhöhung gleicht Inflation nicht aus
Wer sein Geld für mehrere Jahre fest anlegen möchte, kann sogar noch höhere Zinsen erhalten. Für zweijährige Festgeldanlagen bekommen Sparer bei ausländischen Banken in der Spitze 4,05 Prozent Zinsen. Unter deutschen Geldinstituten bezahlt die Aareal Bank mit 3,85 Prozent den höchsten Zinssatz, so Verivox.
Hintergrund:Festgeld, Aktien, Depot: 10.000 Euro gut anlegen – so geht’s
Auch wenn Kunden wieder Zinsen erhalten, so können diese den Wertverlust durch die Inflation noch nicht ausgleichen. „Doch wer vor der Anlageentscheidung Angebote vergleicht, kann inflationsbedingte Kaufkraftverluste zumindest wirksam begrenzen“, sagt Oliver Maier, Geschäftsführer der Verivox Finanzvergleich GmbH.
Mit ihren Zinserhöhungen will die EZB dazu beitragen, die Inflation abzuschwächen. Ziel ist eine Inflation von rund zwei Prozent. Steigende Zinsen verteuern Investitionen und sollen die Nachfrage und den Preisanstieg bremsen, so die Theorie. Geldpolitische Maßnahmen wirken in der Regel erst mit mehrmonatiger Verzögerung. Einen direkten Einfluss auf die Preise können Notenbanken nicht nehmen.
- Ganz Ohne Jahresgebühr: Kostenlose Kreditkarte – die besten Banken auf einen Blick
- Für Studenten und Co.: Kreditkarte ohne SCHUFA – diese Karten gibt es ohne Bonitätsprüfung
- Zinshammer für Neukunden: ING lockt mit 3 Prozent Zinsen – für wen sich das besonders lohnt
- Kondition für Tagesgeld: Die erste Bank bietet 3,1 Prozent Zinsen – es gibt aber einen Haken
- Zinswende in Deutschland: Dank Fest- und Tagesgeld die Inflation abfedern – so funktioniert es