Brüssel. Die deutschen Bierbrauer haben Angst um ihre Bierflaschen – und um die Kisten gleich mit. Jetzt klärt die EU auf.

War am Ende alles nur ein großes Missverständnis? Die EU-Kommission hat Befürchtungen zurückgewiesen, dass wegen des geplanten neuen Verpackungsrechts Milliarden Bierflaschen in Deutschland zerstört werden müssen. Auch die weit verbreiteten Bierkästen dürfen weiter eingesetzt werden.

Zuvor hatte der Deutsche Brauer-Bund Alarm geschlagen: Die EU wolle abwaschbare Papieretiketten verbieten und vorschreiben, dass bestimmte Angaben direkt auf die Flasche graviert werden müssten, teilte der Branchenverband ziemlich aufgeregt mit. Zudem sehe der Brüsseler Plan vor, dass in Verpackungen nur noch maximal 40 Prozent Leerraum erlaubt sein sollen. Im hierzulande gängigen Bierkasten wird diese Quote aus bautechnischen Gründen überschritten.

Jetzt das Signal aus Brüssel: Weder die Bierflaschen noch die Bierkisten sind gefährdet. Papieretiketten seien weiterhin erlaubt, stellte Wolfgang Trunk von der Umweltdirektion der Kommission in einem kurzfristig anberaumten Pressebriefing klar. Und die 40 Prozent Leerraum seien zwar zutreffend, sollen aber nicht für bereits erfolgreich eingeführte Mehrwegsysteme wie Getränkekisten gelten.

Übersetzungsprobleme?

Möglicherweise ist der Brauerbund beim Etiketten-Problem über das englische Wort „indelible“ in der Verordnung gestolpert, das wörtlich „unauslöschlich“ bedeutet. Trunk machte jedoch klar, dass auch zukünftig alle Regeln mit einem neu aufgeklebten Papieraufdruck als eingehalten gelten würden.

Und die Bierkiste? Die hatte die EU-Behörde offenbar nicht als Verpackung auf dem Schirm. Für sie soll es nun eine Ausnahmeregelung geben. Denn die EU-Kommission habe nicht im Sinn, die in den Mitgliedsstaaten erfolgreich etablierten Pfand- oder Mehrwegsysteme einzukassieren. Ziel sei es vielmehr, die Verpackungsmenge zu reduzieren.

Viel Lärm um nichts also. Üblicherweise werden alle Organisationen, die von EU-Verordnungen betroffen sind, im Vorfeld um eine Stellungnahme gebeten. Das war laut EU-Kommission auch in diesem Fall so. Vielleicht haben die Brauer einfach die Texte nicht richtig gelesen.