Essen. Überraschende Entwicklung bei Galeria Karstadt Kaufhof: Das Warenhaus in Dortmund bleibt bestehen – und in die Tarifverhandlungen kommt Bewegung.

Das Dortmunder Karstadt-Warenhaus bleibt erhalten. „Wir haben mit Vermietern eine Einigung erzielt“, erklärten die Galeria-Manager Miguel Müllenbach, Guido Mager und Olivier van den Bossche in einem Schreiben an die Beschäftigten, das unserer Redaktion vorliegt. Auch die Warenhaus-Standorte Regensburg am Neupfarrplatz und Bremen wolle das Unternehmen weiterhin betreiben.

Damit wird die Schließungsliste von Galeria Karstadt Kaufhof kleiner. Im Zuge des Insolvenzverfahren sollten bei der Essener Warenhauskette eigentlich bundesweit 47 von 129 Filialen geschlossen und rund 4000 Stellen abgebaut werden.

So war bislang auch vorgesehen, dass die Dortmunder Warenhaus-Filiale Ende Januar nächsten Jahres schließen sollte. Damit hätten voraussichtlich rund 160 Beschäftigte ihren Arbeitsplatz verloren. Doch dazu soll es nun nicht kommen.

„Das ist nicht nur eine gute Nachricht für die Beschäftigten, sondern auch für den Standort Dortmund“, sagt Simone Bergmann, Geschäftsführerin der Dortmunder Industrie- und Handelskammer (IHK). „Damit bleibt ein zentraler Anziehungspunkt in der Dortmunder Innenstadt erhalten.“

Bewegung auch in den Tarifverhandlungen für Galeria Karstadt Kaufhof

Auch in die Tarifverhandlungen für die Essener Warenhauskette kommt Bewegung. Die Unternehmensleitung von Galeria Karstadt Kaufhof hat eigenen Angaben zufolge ein Angebot auf den Tisch gelegt. Es beinhaltet unter anderem eine bislang noch nicht vorgesehene einmalige steuerfreie Sonderzahlung in Höhe von 300 Euro im November für jede Mitarbeiterin und jeden Mitarbeiter, wie aus einem Brief von Arbeitsdirektor und Finanzchef Guido Mager an die Beschäftigten hervorgeht. Das Schreiben liegt unserer Redaktion vor. Seine wichtigste Botschaft sei: „Ihr verliert keinen Euro Entgelt, keinen Tag Urlaub und es gibt auch keine Erhöhung der Arbeitszeiten“, so Galeria-Manager Mager in dem Mitarbeiter-Brief. Die Unternehmensleitung strebe nicht an, den Beschäftigten etwas wegzunehmen, betont er.

Derzeit läuft bei der Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof noch ein Insolvenzverfahren. Es wird aber erwartet, dass es in Kürze endet. Galeria-Arbeitsdirektor Mager erklärte, das Management strebe an, dass ein bereits bestehender „Integrationstarifvertrag“ in angepasster Form bis Ende Mai 2027 weiterhin laufen solle. „Damit würden nach der erfolgreichen Beendigung der Insolvenz genau die wesentlichen Arbeitsbedingungen wieder gelten, die wir in unserem Tarifvertrag mit Verdi im Dezember 2019 verhandelt und abgeschlossen hatten“, so Mager.

Verdi will für die Galeria-Beschäftigten unter anderem die Anerkennung von regionalen Flächentarifverträgen erreichen, mit denen eine höhere Bezahlung verbunden wäre als bislang bei der Warenhauskette. Mitte April hatte Verdi in einer Reihe von Kaufhäusern zu Warnstreiks aufgerufen. Nach Angaben des Unternehmens seien dabei aber alle Warenhäuser geöffnet geblieben.

Verdi: „Beschäftigte verzichten seit langem“

In dem Brief der Unternehmensleitung hebt Arbeitsdirektor Mager mit Blick auf das Angebot in den Tarifverhandlungen hervor: „Auch die vertraglich vereinbarte Standort- und Beschäftigungssicherung würde dann wieder wie vor der Insolvenz gelten und unser Gesellschafter verzichtet darauf, aus dem Unternehmen jedwede Mittel zu entnehmen. Anders ausgedrückt: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gehen vor.“

Ab Juni 2024 sollten Tariferhöhungen dann nach dem Willen der Galeria-Geschäftsleitung „unter Einschaltung von einem unabhängigen Sachverständigen jährlich geprüft und ermittelt werden“, wie es weiter in dem Schreiben an die Beschäftigten heißt. „Die zukünftigen Tariferhöhungen werden sich dann danach richten, wie gut wir bis dahin gewirtschaftet haben.“ Dies habe die Galeria-Leitung der Gewerkschaft Verdi beim jüngsten Verhandlungstermin angeboten. Zu einer Einigung kam es dabei nicht.

„Die Beschäftigten verzichten seit langem auf rund 5500 Euro bei Vollzeit jährlich und benötigen dringend Entwicklungen bei ihren Einkommen“, sagt Verdi-Verhandlungsführer Marcel Schäuble. Verdi lehne es ab, dass „über die nächsten vier Jahre die derzeit abgesenkten Entgelte weiter bestehen sollen“.

podcast-image